Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Realienbuch - S. 172

1884 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
172 147. Die Oberpfalz. ganges an vertikal gemessen, führt. In diesen Gängen nun, seit zwanzig Jahren etwa gangbar, so daß sie der Besucher leicht durchschreiten kann, wölben sich Grotten, größere und kleinere, mit den verschiedenartigsten, sich noch immer ver- größernden oder verändernden Tropfsteingebilden. Unaufhörlich sickert der kalkhaltige Wassertropfen von der weißschimmernden Decke und verlängert die tausendjährigen Zapfen und Trauben der von derselben herabhängenden Stalaktiten. Und die von unten nach oben strebenden Sänlchen der Stalagmiten wachsen ebenfalls fort durch den Niederschlag des senkrecht herab- fallenden Sintertropfens. Nach den Gestalten, welche die Phantasie in den mannigfaltigen Gebilden erblickt, führen die Grotten verschiedene Namen: Albrecht Dürergrvtte, Eisberge, Adlergrotte, Orgelhöhle, Krystallpalast. Von besonderer Schönheit sind die beiden letzteren. Wenn man über die zierlichen Stalaktiten der Orgelhöhle mit einem Stäbchen streicht, so ertönen sie leise wie ferner Orgelklang. Eine besondere Eigentümlichkeit bildet das sogenannte Windloch, eine schachtähnliche, aus einer Tiefe von 60 na ver- tikal zutage tretende Öffnung. Durch dasselbe dringt ein mildes Dämmerlicht in den östlichen Teil der Höhle. Wegen der zeitweisen Ausströmung kalter Luft durch dieselbe legte ihr das Volk den Namen Windloch bei. Dieses Windloch gab auch Veranlassung zur Entdeckung der Höhle. Es stürzte nämlich — ungefähr i. I. 1848 — durch dasselbe eine geisteskranke Frau aus Krottensee in die Tiefe. Die zu ihrer Rettung gemachten und auch gelungenen Versuche ver- anlaßten weitere Forschungen in der geheimnisvollen Tiefe und führten endlich die Entdeckung der Tropfsteinhöhle herbei. Nach und nach erfolgte deren Gangbarmachung, welche dann auch einen von Jahr zu Jahr sich vergrößernden Besuch bewirkte. Am Grunde des Windloches wurden die Gebeine von mehr als einem Dutzend Menschen, aufgeschichtet und mit Schutt bedeckt, gefunden. Verschiedene Sagen sind hierüber unter den Bewohnern der Umgegend verbreitet. Am wahr- scheinlichsten lautet, daß sie die Überbleibsel im Kriege Ge- töteter sind, welche nach vorhergängiger Beraubung durch das Windloch in die Tiefe geworfen wurden. Für das erstere sprechen die Spuren gewaltsamer Verletzungen der Schädel, für das letztere der gänzliche Mangel an Überresten von Kleidern oder Waffen. In einer kleinen Grotte, dem sog. Beinhause, haben sie nun eine ungestörte Ruhestätte erhalten.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer