1884 -
München
: Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): evangelisch
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211. Muhammed und die Araber.
„Fürchtet die nicht, die den Leib zwar töten, der Seele aber
nichts anhaben können!" — So starb der 75 jährige Greis mit
25 der ©einigen den Märtyrertod. Sein Leichnam wurde zu
Fulda bestattet.
211. Muhammed und die Araber.
Die Araber sind ein uraltes Volle. Sie bewohnen die grosse,
an weiten Sandwüsten und öden Felsgebirgen reiche Halbinsel,
welche zwischen dem persischen und arabischen Meerbusen liegt.
Ein Teil derselben führt ein Nomadenleben, ein anderer Teil
wohnt in Städten und treibt Handel. Sie sind meist von schöner
Gestalt, gutmütig, gastfrei, lebhaften Geistes und für höhere Bildung
empfänglich.
Unter diesem Volke wurde in Mekka, der Hauptstadt Arabiens,
570 n. Chr. Muhammed, der Stifter der muhammedanischen Religion,
geboren. Schon frühe verwaist, wurde er von einem Oheim erzogen
und zum Kaufmanne bestimmt. Als solcher machte er mehrere
Reisen nach Palästina und Syrien. In seinem vierzigsten Jahre
zog er sich in die Einsamkeit zurück und überliess sich dem Nach-
denken über göttliche Dinge. Nach drei Jahren trat er öffentlich
auf und gab vor, der Engel Gabriel sei ihm erschienen und habe
ihm von Gott den Auftrag gebracht, eine neue Religion zu stiften.
Die Hauptlehren derselben waren: Es ist nur ein Gott und
Muhammed ist sein Prophet; auch Moses und Christus sind gött-
liche Gesandte; Muhammed aber ist höher als beide. Jedem
Menschen ist sein Lebensschicksal unabänderlich von Gott vorher
bestimmt. Diejenigen, welche täglich eine gewisse Anzahl Gebete
verrichten, verschiedene Waschungen vornehmen, viel fasten, reich-
lich Almosen geben, wenigstens einmal im Leben eine Wallfahrt
nach seinem Geburtsort Mekka machen, für seine Lehre kämpfen
und sterben, kommen in das Paradies, wo ihrer eine Fülle sinn-
licher Freuden und Genüsse wartet. Die Ungläubigen und Bösen
aber werden einst mit ewigem Feuer gestraft; verdorbenes Fleisch
wird ihnen zur Speise gereicht und heifses Wasser zum Tranke.
Muhammed fand anfangs bei seinen Stammesgenossen keinen
Glauben; sie trachteten ihm sogar nach dem Leben. Er floh des-
halb von Mekka nach Medina. Von dieser Flucht, arabisch Hedschra
genannt, zählen die Muhammedaner ihre Jahre, wie wir Christen
die unsrigen von der Geburt des Heilandes an.
In Medina fand Muhammed bald viele Anhänger und machte
mit diesen Streifzüge, um auch seine Feinde zur Annahme seiner
Religion zu zwingen. Er machte es überhaupt seinen Anhängern,
die er Gläubige nannte, zur Pflicht, seine Lehre selbst mit dem
Schwerte auszubreiten. Bald wurde auf diese Weise ganz Arabien
zur Annahme seiner Lehre genöthigt, und Muhammed zog als
Prophet und König triumphierend in die Hauptstadt Mekka ein.
Nach wenigen Jahren starb er, 62 Jahre alt, an Gift, welches eine
seiner Frauen ihm beigebracht hatte, um zu erproben, ob er wirk'
lieh der göttliche Gesandte sei.