1884 -
München
: Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): evangelisch
318 241. König Friedrich der Große von Preußen (1740—1786).
Morgens aus der Herzogspitalkirche kam, umringten ihn viele
bleiche, abgezehrte Menschen mit dem Rufe: „Brot, gnädigster
Herr, Brot; wir müssen verhungern! Mit Entsetzen vernähn,
der Fürst die Schilderung der allgemeinen Not. Er gab den
Weinenden und Flehenden alles Geld, welches er bei sich trug
und sprach: „Kinder, ihr sollt Brot bekommen und nicht Hungers
sterben!" Und er hielt Wort. Sogleich ließ er alles noch in
den Speichern vorhandene Korn unter die Armen austeilen, das
Wild in den fürstlichen Gehegen erlegen und das Fleisch um
billigen Preis verkaufen und mit einem Auswande von 2 Mil-
lionen Gulden Getreide aus Italien kommen.
Kurfürst Max starb an, 30. September 1777. Sein dank-
bares Volk nannte ihn mit Recht den Guten und den Vielgeliebten.
Mit Max Iii. erlosch die Ludwigische oder bayerische Linie, und cs
fiel nun dem Vertrage von Pavia gemäß Bayern an die Rudolfische oder
pfälzische Linie, und zwar an Karl Theodor, Kurfürst von der Pfalz
aus dem Nebenzweige Pfalz-Snlzbach.
Die Rudolfische Linie besaß die Rheinpfalz und bis 1623
auch die Oberpfalz, hatte aber wie die Ludwigische Linie, ihren Länder-
besitz auch durch Teilungen unter verschiedene Zweige zersplittert. Unter
diesen Linien ist die wichtigste die Kurlinie, welche 1559 ansstarb,
dann für uns die Linie „Zweibrücken-Birkenfeld", welcher
unser gegenwärtig regierender König entstammt. Karl Theodor hatte
die Pfalz und Bayern tvieder zu einem Lande unter dem Namen
„Kurpfalz-Bayern" vereinigt. Da er bei seinem Tode 1799 keine
erbfähigen Söhne hinterließ, so fiel Kurpfalzbayern an Maximilian
Joseph Iv.) Herzog von Zweibrücker,.
241. König Friedrich der Grosse von Preussen
(1740 — 1786).
Friedrich der Grosse war der Sohn des Königs
Friedrich Wilhelm I. von Preussen. Dieser war ein
sparsamer, strenger Mann. Erlebte nur das Militär, hasste
dagegen alle gelehrte Bildung. Sein Sohn aber war ein
Freund der Wissenschaften, las Bücher und pflegte Musik
und Malerei. Daher herrschte Unfriede zwischen Vater und
Sohn, so dass dieser sich zur Flucht nach England entschloss..
Zwei Freunde, Katt und Keith, waren ihm dazu behilflich.
Er wurde aber auf der Reise ergriffen und von dem zür-
nenden Vater vor ein Kriegsgericht gestellt. Nur mit Mühe
konnte die Todesstrafe von ihm abgewendet werden. Katt
dagegen wurde vor den Augen des Prinzen enthauptet. Später
söhnten sich jedoch Vater und Sohn mit einander aus.
Friedrich folgte, 28 Jahre alt, seinem Vater auf dem
Throne. Gleich nach seinem Regierungsantritte führte er
einen siegreichen Krieg mit Österreich. Dadurch gewann
ßx die Provinz Schlesien (1741). Allein Preussens Macht