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1. Realienbuch - S. 367

1884 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
275. Der dreißigjährige Krieg und Gustav Adolf. 367 zurück. Aber die protestantischen Fürsten waren so furchtsam vor der Heeresmacht des Kaisers, so misstrauisch gegen den ausländischen König, dass sie lange zögerten, sich an Gustav anzuschließen. Die ängstlichen Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen verweigerten ihm geradezu den Durchzug durch ihr Land. Daher konnte Gustav das hartbedrängte Magdeburg nicht retten. Die blühende, evangelische Stadt wurde 1631 von Tilly erobert. Ihr Schicksal war furchtbar. Als die wilden Kriegsscharen raub- und mordgierig im Sturm eindrangen, erfolgte ein Blutbad, wie es noch keine deutsche Stadt in ihren Mauern gesehen hatte. Die ganze Stadt ging in Flammen auf; binnen 10 Stunden war sie in einen wüsten Schutt- haufen verwandelt. Von 30 000 Einwohnern retteten kaum 1500 ihr Leben. Endlich suchte der Kurfürst von Sachsen Rettung bei Gustav Adolf, und dieser schlug mit dem vereinigten schwedisch-sächsischen Heere die Kaiserlichen unter Tilly bei Leipzig, folgte diesem dann nach Bayern und besiegte ihn abermals am Lech. Da Tilly tödlich verwundet war, wandte sich der Kaiser in seiner grossen Not an seinen früheren Feldherrn Wallenstein; aber erst nach langem Zögern gab der stolze Mann den flehentlichen Bitten des Kaisers nach. Er warb ein Heer, das ihm allein gehören sollte, dem der Kaiser nichts zu sagen hatte, bei dem er nicht einmal erscheinen durfte. Bei Nürnberg trafen beide Heere zusammen und standen monatelang verschanzt einander gegenüber. Wallenstein wagte keine Schlacht; Gustav Adolf suchte vergeblich Wallensteins festes Lager zu erstürmen. Endlich zogen sowohl die Schweden wie die Kaiserlichen davon. Wallenstein wandte sich nach Sachsen. Schreckliche Verheerungen, Raub, Brand und Mord bezeichneten seinen Weg. Rasch eilte der Schwedenkönig ihm nach. Auf seinem Zuge durch Sachsen empfing ihn das Volk wie einen rettenden Engel. Von allen Seiten drängte es sich jubelnd um ihn her, fiel vor ihm auf die Kniee- und suchte die Scheide seines Schwertes, den Saum seines. Kleides zu küssen. „Ach,“ sagte der König traurig, „ich fürchte, dass mich Gott wegen der Thorheit dieser Leute strafen werde. Ist es nicht, als ob sie mich zu ihrem Abgott machten? Wie leicht könnte der Gott, 4
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