1878 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Gregor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Sonntagsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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2. Vom Wasser.
neben einigen Bittererdsalzen sehr viel Übelriechendes, und
mancher, der es sieht, würde sich bedanken, Wasser aus einem
Brunnen zu trinken, der einige Schritte neben sich die Abtritt-
grube oder den Schweinstall hat.
Gute Quellen, welche nicht seicht unter dem Boden ihr
Sammelwasser haben, zeigen nahezu die mittlere Wärme des
Ortes, wo sie sich bildeten; sie haben die Temperatur des
Bodens, dem sie entspringen, und da diese von der Wärme
der Sonne und dem Froste des Winters nicht verändert wird,
so erscheint solches Wasser im kalten Winter wärmer als die
Lufttemperatur im Freien. Solche Quellen haben im Flach-
lande Deutschlands meistens zwischen 5—8°R. und ernähren
die Brunneukresse, einige Wasserranunkeln und andere Wasser-
pflanzen. Solche Quellen rauchen im Winter förmlich, weil sie
wärmer sind als die Luft. Ihrer Wärme wegen beginnt auch
im Frühling der Graswuchs sehr bald an ihren Rändern. In
ihnen gedeihen Forellen und Hechte.
Das Flußwasser führt oft große Mengen von Erd- und
Mineralstoffen mit sich (Schlamm und Sand), welche es trüben.
Je mehr Regenwasser von dem Ufergelände in den Fluß fällt,
um so reicher ist sein Wasser an solchen Stoffen, welche das
Regenwasser von Äckern, Felsen, Straßen u. s. w. losriß und
losspülte. Bon diesen Massen setzen sich in der Ruhe zuerst
die Steine (Gerölle, Kies), dann der Sand, endlich auch der
Schlamm aus dem Wasser nieder. Wenn ein Fluß im Durch-
schnitt des ganzen Jahres 1 Pfd. feste Bestandteile schwebend
in 1000 Pfd. Wasser dem Meere zuführt, so hat er in
1000 Jahren so viel solchen Schlamm und Sand fortgeführt als
seine ganze Wassermasse in einem Jahre schwer ist. Daraus
läßt sich begreifen, wie an manchen Flußmündungen große
Inseln, Versandungen, sogenannte Deltas entstehen. Mau wird
auch verstehen, wie es kommt, daß sich die Löcher und Teiche
an den Flußufern allmählich mit Schlamm und Erdreich aus-
füllen, wenn man durch Querdämme das Wasser an den Seiten
staut, und es erhellet daraus, wo z. B. die Fruchtbarkeit der Äcker
und Wiesen in manchen Flußthälern kommt, und wodurch die
Erhöhungen um die Wässerungsgräben mancher Wiesen bewirkt
worden sind.