1878 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Gregor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Sonntagsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
34. Der Arbeitslohn.
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Eine Arbeit wird geringer oder besser belohnt, je nachdem
sie leicht oder mühsam, angenehm oder unangenehm, gesund
oder ungesund ist. Die Höhe des Lohnes richtet sich serner
danach, ob die Beschäftigung eine beständige, regelmäßige oder
eine vorübergehende sei.
Der Lohn wird besonders verhältnismäßig groß sein für
einen Arbeiter oder Angestellten, bei welchem Vertrauen nötig
ist, weil Leute, welche eines unbedingten Vertrauens gewürdigt
werden, selten sind; ebenso wird er groß sein in Fällen, wo
der Geschäftsbetrieb eine langdauernde Vorbildung erforderlich
macht.
Arbeiter sind eigentlich alle, welche arbeiten. Bei dieser
allgemeinen Auffassung sind also nicht nur Taglöhner, Knechte,
Gesellen und solche, welche ihr tägliches Brot in den Werkstätten
und Fabriken holen, Arbeiter sondern es ist jeder Handlverker,
Fabrikant, Kaufmann, Lehrer, Ingenieur, Regicrungsrat n.s.w)
ein Arbeiter.
Der Lohn der Arbeiter wird entweder in Geld verabreicht
oder in Geld, Nahrung und Wohnung. Dienstboten erhalten
ihren Lohn immer auf die letztere Art, vielfach auch noch die
Arbeiter bei kleineren Handwerkern, besonders auf dem Lande.
In Städten und bei größeren Unternehmern nürd der Lohn
in Geld ausbezahlt. Dadurch wird der Arbeiter selbständiger,
vom Arbeitgeber unabhängiger. Allein mit dieser Selbständigkeit
erwächst dem Arbeiter auch eine größere Pflicht der Selbstsorge.
Könnte der Lohn der gewöhnlichen Arbeiter durch irgend
welche Maßregeln erhöht werden? Diese Frage muß verneint
werden. Alle Versuche, die Lohnfrage durch Gesetze zu ordnen,
müssen als künstliche, naturwidrige und erzwungene bezeichnet
werden.
Kommen die Arbeiter eines Fabrikzweiges oder die Ge-
sellen eines Handwerks, z. B. die Schneider, Schuster, Maurer,
mit einander überein, ihre Arbeit so lange einzustellen, bis
ihr Lohn erhöht wird, so „machen sie Strike" (sprich Streik).
In den meisten Fällen führt jedoch der „Strike" nicht zum
Ziele. Die Ersparnisse der Arbeiter werden während der
Arbeitseinstellung rasch aufgezehrt und die Not treibt sie bald
dazu, die Arbeit um den früheren Lohn wieder aufzunehmen.
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