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1878 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Gregor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Sonntagsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
141. Aufhebung der Feudalherrschaft.
141
während jetzt nach Erfindung vortrefflicher Destillationsapparate
aus der Kartoffel mehr als doppelt soviel Spiritus gewonnen
wird als aus Weizen, Roggen und Gerste — ein Fortschritt,
der namentlich ärmeren und entlegeneren Gegenden zum Vorteil
gereicht. Nicht minder wurde die Schafzucht diesen Gegenden
eine Quelle des Wohlstandes, als nach den Freiheitskriegen das
Verbot der Wolleausfuhr aufgehoben wurde. In den folgenden
Jahrzehnten ist auf diesem Gebiete ganz Außerordentliches ge-
leistet worden. Die Schafrasse ganzer Länder wurde allmählich
umgebildet. Um 1800 wurde der jährliche Wollertrag eines
Schafes nach Groschen berechnet, fünfundzwanzig Jahre später
zogen bessere Zuchten mindestens einen Thaler pro Jahr ans
demselben; heute ist man mit zwei Thalern nicht überall zu-
frieden, und dabei ist des sehr bedeutenden Gewinnes einzelner
Stammschüfereien aus dem Bockverkaufe noch gar nicht gedacht.
Durch besseren Futterban und künstliche Weideanlagen war es
möglich, die Zahl der Schafe in Preußen in den Jahren 1816
bis 1861 von etwas mehr als 8‘A* Millionen auf nahezu 17 V«
Millionen Stück, also um etwa 110 Prozent zu steigern; die
Zahl der ganz veredelten Schafe aber vermehrte sich in diesem
Zeitraume um 810,6 Prozent; denn zu Anfang desselben gab
es deren nur 719 200, zu Ende desselben aber 6 549 932 Stück.
Etwas später begann die Veredlung des Rindpiehes, das
in Mitteldeutschland sowie in großen Strichen des Nordens
von kleiner schwächlicher Rasse war, wogegen Schwaben und
Franken sich durch bessere Stämme auszeichneten.
9- Aufhebung der Feudalherrschaft.
Nicht in allen Gegenden Deutschlands fielen die Bauern
in die Fesseln der Leibeigenschaft. Besonders in den Marsch-
gegenden der Nordsee und in den einzelnen Thälern der Alpen
erwehrte sich der freie Bauer seiner Bedränger, und ebenso
führten die Kreuzzüge eine Milderung der Leibeigenschaft herbei;
denn der Leibeigene gewann, wenn er das Kreuz nahm, für
sich die Freiheit und für die Seinigen den Schutz der Kirche,
deren Dienstmann er geworden. Doch ging ein großer Teil
der erlangten Freiheiten im Laufe der Zeit wieder verloren,
und der Druck, den die Gutsherren auf ihre Bauern ausübten,