1878 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Gregor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Sonntagsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
I
63. Heinrich I., der Städtebauer. 89
man6h6 mehrere Werke enthielten. Es waren Bibeln, Kirchen-
väter, Legenden, Regeln der Ordensstifter, Sammlungen der
römischen, alemannischen, saliscüen und anderer Gesetze;
Sammlungen der Verordnungen der fränkischen Könige, der
Päpste und der Konzilien; Gedichte, Grammatiken, Predigten,
Arzneibücher und 26 in angelsächsischer oder schottländischer
Schrift geschriebene Bücher. Ein Bibliothekar machte in der
letzten Hälfte des neunten Jahrhunderts einen Katalog dar-
über, der sehr schätzbar ist, weil er nachweist, welche
Bücher damals in den besten Bibliotheken Deutschlands
anzutreffen waren. Von dieser zum Teil tausendjährigen
Bibliothek ist jetzt im Kloster St. Gallen noch ein grosser
Teil vorhanden.
63. Heinrich I., der Städtebauer (919 — 936).
1. Im Jahre 919 wählten die deutschen Fürsten den
Sachsenherzog Heinrich zum König. Er lebte aus einer Burg
im Harz. Als der Bruder des verstorbenen Königs Konrad
mit den Reichskleinodien dahin kam, war Herr Heinrich nicht
daheim. Er saß auf seinem Vogelherde im Walde, um
Finken zu fangen; daher heißt er auch der „Finkler" oder
„Vogler".
2. Der ärgste Feind Deutschlands in jener Zeit waren
die Ungarn. Auf ihren schnellen Rossen brachen sie fast
alljährlich wie Henschreckenschwärme in Deutschland ein, trieben
den Bauern ihr Vieh weg, sengten, raubten, mordeten und
schleppten gefangene Deutsche mit sich fort. Heinrich suchte die
Eindringlinge abzuwehren, aber vergeblich. Doch gelang es
ihm, einen ungarischen Anführer gefangen zu nehme». Diesen
ließ er nur gegen das Versprechen eines 9 jährigen Waffen-
stillstandes frei, wogegen er selbst einen jährlichen Tribut an
die Ungarn entrichten mußte.
3. Die Zeit der Waffenruhe benutzte Heinrich zur
Rüstung auf den künftigen Krieg. Er umgab alle Städte
mit Mauern und Gräben und erbaute neue Burgen. Jeder
neunte Mann mußte vom Lande dorthin ziehen und in
Kriegszeiten die andern acht bei sich aufnehmen. Das Kriegs-
volk lehrte er in geschlossenen Reihen fechten; auch führte er
die Reiterei beim Heere ein.
4. Während dieser Rüstungen war der Waffenstillstand
abgelaufen. Als die Ungarn wieder kamen, ihren Tribut zu