1878 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Gregor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Sonntagsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
1.10
80. Der Westfälische Friede.
lischen Königs Jakob I. wüteten auch in Deutschland Geist-
lichkeit und Obrigkeiten gegen die Raucher, und Predigten wur-
den gehalten gegen die, „welche ihren Mund zum Rauchfang
des Satans machten". Unter den Pönalmandaten (Strafgesetzen),
welche gegen die neue Sitte des „Tabaktrinkens" erschienen, ist
besonders das zu Bern 1661 erlassene merkwürdig, weil es in die
Tafel der Gebote unmittelbar hinter dem Verbot: „Du sollst nicht
ehebrechen!" das weitere: „Du sollst nicht rauchen!" einschob.
Bald jedoch änderte sich der Ton. Bereits um 1630 wurde in
Bayern und Thüringeii. Tabak gebaut, und seine Kultur ver-
breitete sich 1681 nach Brandenburg, 1697 nach Hessen, und in
die Pfalz.
4. In den deutschen Küchenqärten wurden am Anfange des
17." Jahrhunderts gepflanzt: Kohl, märkische Rüben, rote
Rüben, Mohrrüben, Rettiche, Meerrettich, Kresse, Gurken, Kür-
bisse, Kartoffeln, Petersilie, Selleri, Erbsen, Salat, Zwiebeln,
Knoblauch, Wirsing, Tabak, Zipollen, Winterendivien, Kops-
und Blumenkohl. Die deutschen Blumengärten damaliger Zeit
prangten mit Anemonen, Violen, Hyacinthen, Rosen, Skabiosen,
Rosmarin, Lilien, Nelken, Mohn, Thymian, Lavendel, Salbei,
Goldlack und Tulipanen. Unter all dem Fremden, was im 16.
und 17. Jahrhundert zu uns kam, müssen auch noch die sogenannten
Spieltiere erwähnt werden: Lachtauben, Angorakatzen, Goldfische
und Kanarienvögel. Die letzteren waren lange Zeit so außer-
ordentlich beliebt, daß von Tirol aus ein einträglicher Handel
damit getrieben wurde. Der „gezähmte Kanari" auf dem Zeige-
finger der rechten Hand gehörte zur Toilette der vornehmen
Dame, wie zum Sonntagsstaate der Bürgersfrau. So empfingen
sie Besuch, und so ließen sie sich malen.
80. Z>er Westfälische Ariede (24. Oktober 14)48).
1. Der Friede, welcher endlich dem greulichen Blut-
vergießen des dreißigjährigen Krieges Einhalt that und im
Jahre 1648 abgeschlossen wurde, heißt der Westfälische,
weil die Gesandten der verschiedenen kriegführenden Mächte
sich in den Städten Osnabrück und Münster versammelten.
Fünf Jahre dauerten die Verhandlungen, und zuletzt führten
die Franzosen die beste Beute hinweg, nach ihnen die
Schweden. Jene erhielten „weiter nichts" als die Ober-
hoheit über die Bistümer Metz, Toul und Verdun, deren
sie sich schon im Jahre 1552 bemächtigt hatten, ferner das
schöne Elsaß, den Sundgau und die Festungen Breisach und
Philippsburg; diese das Erzstift Bremen und das Bistum
Verden, das sie im Stockholmer Frieden 1719 an Braun-