1885 -
München
: Oldenbourg
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
72. Was ruft uns das Bienchen zu? — 73. Die reinliche Wirtin. 59
sie ausgefüllt. — „Seht Jhr's?" sagte er nun. „Hatte jeder
von Euch, der leer die Straße fuhr, auf dem Wege die Steine
zusammengelesen, auf den Wagen geladen und in die Löcher
geworfen, so wäre der Weg mit leichter Mühe in einem Viertel-
jährchen eben geworden."
72. Was ruft uns das Bienchen zu?
Wenn das Bienchen reden könnte, so würde es uns zu-
rufet!: Seid fleißig! Denn Fleiß bringt Ehr' und Brot,
Müßigkeit Schand' und Not. Arbeit macht das Leben an-
genehm.
Das Bienchen würde uns ferner zurufen: Zanket nicht!
Wo kein Friede ist, da ist auch keine Freude. Wo der Friede
fehlt, da fehlt auch der Segen; denn Friede ernährt, Unfriede
verzehrt.
Das Bienchen würde uns endlich zurufen: Seid gehor-
sam und dankbar! Wir sollen Eltern und Vorgesetzten nicht
widerstreben. Ihre Sorge für unser Glück sollen wir zu wür-
digen tvissen und nicht mit Undank vergelten; de>m Dankbarkeit
gefüllt; Undank haßt die ganze Welt.
73. Die reinliche Wirtin.
Ein Küfer aus der Stadt besserte einem Wirte auf dem
Lande einige Fässer aus. Nach vollbrachter Arbeit kam er in
die Stube, und die Wirtin brachte ihm einen Schoppen Wein
„Wie geht's, Frau Sonnenwirtin?" fragte der Küfer.
„Nicht zum besten," sagte die Wirtin. „Die Herrschaften aus
der Stadt kehren fast alle bei meinem Nachbar, dem Stern-
wirte, ein; meinen Wein aber, der viel besser ist, als der des
Nachbarn, verschmähen sie. Ich kann nicht begreifen, woher
das kommt."
Der Küfer sprach: „Ich könnte es der Frau Wirtin wohl
sagen, wenn sie es nicht übel nehmen wollte." „Ganz und gar
nicht," sagte die Wirtin.
„Nun denn," sprach der Küfer, „so muß ich schon heraus mit
der Sprache. Die Weine des Sternwirts lassen allerdings zu
wünschen übrig; allein seine Gläser funkeln wie Krystall. Die
Frau Sonnentvirtin hat bessere Weine; aber ihre Gläser sind
unrein und von Fliegen beschmutzt. Mag aber der Wein noch
so gut sein, so mundet er doch nicht aus einem schmutzigen Glase.
Sorge also die Frau Wirtin dafür, daß die Gläser so rein sind,
als ihr Wein gut ist, und daß die Gäste iinmer blank geputzte