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1. Erbauliches und Beschauliches - S. 64

1885 - München : Oldenbourg
64 79. Der Zufriedene ist glücklich. 79. Der Zufriedene ist glücklich. a) Zufrieden nennen wir denjenigen, der das, was er besitzt, zu seinem Glück und Wohlergehen für ausreichend hält, selbst wenn es nur wenig sein sollte. Der Zufriedene entbehrt gern, was er nicht haben kann, und begnügt sich damit, seine Bedürfnisse und Wünsche allezeit seiner Lage und seinen Ver- hältnissen anzupassen. d) Die Zufriedenheit hängt nicht ab von Geld und Gut, Reichtum und Überfluß, Ehre und Ruhm. Gerade uuter den mit irdischen Gütern reich Gesegneten finden sich oft viele Unzufriedene. Neid und Mißgunst über das Glück anderer, das unausgesetzte Streben nach immer größerem Besitz, Hab- sucht und Geiz: das sind Übel, lvelche der Reichtum sehr häufig in seinem Gefolge hat, und welche den Reichen viel inneren Verdruß, aber keine fröhliche Zufriedenheit bereiten. Auch derjenige, welcher im Leben eine hohe Stellung einnimmt und mit Ehren überhäuft ist, kommt oft nicht zum Frieden und zur Zufriedenheit; denn sein Streben nach höherer Stellung, nach größeren Ehren erfüllt seine Seele mit Unruhe und Un- zufriedenheit. c) Wohl aber hängt die Zufriedenheit von unserer Be- scheidenheit und Geuiigsamkeit ab und von der vernünftigen Würdigung dessen, was wir besitzen. Wer mit seinen Wünschen nicht über seinen Stand und seine Verhältnisse hinausgeht, wer sich nicht fiir unglücklich hält, wenn er manches entbehren muß, was andere besitzen, der wird immer mehr empfangen, als er gehofft hat. Wer ferner das Seinige mit vorurteilsfreien Augen betrachtet, der wird einsehen, daß er gar manches hohe Gut be- sitzt, das andere schmerzlich entbehren. Gesundheit, Kraft des Körpers und Geistes, ein stilles, friedliches Leben im Kreise einer glücklichen Familie, das sind Güter, die wir oft nicht genug würdigen, die uns aber mit Zufriedenheit erfüllen, wenn wir sie gehörig schätzen. Diese setzt festes Gottvertrauen und ein gutes Gewissen voraus. d) Der Zufriedene hat einen fr ö h lich en Mnt. In dem Bewußtsein, daß Gott es mit allen Menschen gut meint, gewinnt er Kraft, in trüben Stunden nicht zu verzagen, Entbehrungen zu verschmerzen und mit hoffender Seele der Zukunft entgegen- zusehen. Sein Gottvertrauen läßt ihn nicht mürrisch und ver- zagt werden; er bleibt selbst in der Trübsal zufrieden.
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