1885 -
München
: Oldenbourg
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
250 210. Bayern unter der Römerhcrrschaft. — 211 Die Völkerwanderung.
das heldenmütigste. Drei Tage dauerte der furchtbare Kampf,
welcher mit gänzlicher Vernichtung des römischen Heeres
endigte. Varus stürzte sich aus Verzweiflung in sein eigenes
Schwert, und nur wenige Römer entkamen durch die Flucht.
Die Kunde von dieser Niederlage verbreitete zu Rom
Schrecken und Angst. Augustus rannte in der Verzweiflung
mit dem Kopfe gegen die Wand und rief: „Varus, gib mir
meine Legionen wieder!" — In größter Eile wurde der
Feldherr Tiberins mit einem neuen Heere an den Rhein
gesandt, weil man fürchtete, die Sieger würden in hellen
Haufen über den Rhein in Gallien eindringen. Aber die
Deutschen blieben ruhig in ihrem Lande und dachten an
keine Eroberung; sie waren zufrieden, ihre Freiheit gerettet
und den Rhein wieder zur Grenze zwischen Deutschland und
dem Römerreiche gemacht zu haben (Hermannsdenkmal).
210. Bayern unter der Römerherrschaft.
Auch in dem Ländergebiete zwischen der Iller und
dem Inn hatten die Römer Fuss gefasst und suchten hier
ihre Herrschaft zu befestigen. Sie legten starke Wajfen-
plätze und sichere Heerstrassen an, förderten Landbau,
Gewerbe und Handel. Noch heute sind in Bayern die
Spuren der Römerherrschaft erkennbar, und viele Städte
verdanken den Römern die Entstehung, so Kempten,
Augsburg, Passau, Regensburg u. a. m. Mögen
einzelne dieser Städte, wie Regensburg, auch schon früher
bestanden haben, so gewannen sie doch erst durch die
Römer Bedeutung. Von der grossen Römerstrasse, welche
von Salzburg nach Augsburg führte, finden sich jetzt noch
Reste vor. Ein beso?iders merkwürdiges Denkmal der
Römerherrschaft sind die Überbleibsel jenes befestigten Erd-
walles, welcher sich von der Donau — in der Gegend
von Kelheim — bis an den Neckar und Rhein hinzog.
Das Volk in den späteren Jahrhunderten staunte diese
Riesentrümmer an und nannte sie „Teufelsmaueru.
211. Die Völkerwanderung.
Um das Jahr 375 n. Chr. kam von Morgen her ein
wildes Volk, die Hunnen, Menschen mit schwarzem,
struppigem Haare, schmutziger Gesichtsfarbe, schiefen
Augen und hässlichem Aussehen. Sie waren von ihren
Pferden unzertrennlich, assen, tranken und schliefen