1885 -
München
: Oldenbourg
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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216. Karl der Grosse.
1. Karl der Grosse folgte im Jahre 768 seinem Vater
Pipin in der Regierung des Frankenreiches. Man nannte
ihn den Grossen, weil er im Frieden wie im Kriege sich
als ein Mann von hohen Geistesfähigkeiten erwies und
seine Völker zu besseren, verständigeren und glücklicheren
Menschen zu machen suchte. Rohe, unwissende Menschen
waren ihm zuwider. Er liess daher eine Menge Schulen
anlegen, vor allem eine Hofschule für die Kinder seiner
Edelleute und Hofbedienten, erschien auch mehrmals
unvermutet selbst mitten unter den Schülern, um mit
eigenen Augen zu sehen, wie es bei dem Unterricht her-
ging. Einst fand er bei einem solchen Schulbesuch, dass
die Söhne der Edelleute und Vornehmen den Bürger-
kindern an Fleiss und Fortschritten weit nachstanden.
Diese mussten sich zu seiner Rechten, jene aber zu seiner
Linken stellen. Dann sagte er zu den armen, aber
fleissigen Kindern: „Ich danke euch, meine Kinder; ihr
habt ganz meinen Wünschen entsprochen, euch zur Ehre
und zum bleibenden Gewinn.“ Zürnend wandte er sich
hierauf an die vornehmen, aber trägen Kinder mit den
drohenden Worten: „Ihr aber, ihr Söhne der Edeln, die
ihr euch der Trägheit und dem Müssiggange überliesset
und meinen Befehlen ungehorsam gewesen seid, trotzet
nur nicht auf Stand und Reichtum eurer Eltern; denn
wisset, Nichtswürdige haben bei mir weder Rang noch
Ehre! Und werdet ihr nicht fleissige Schüler, so soll
keiner von euch mir wieder vor die Augen kommen.
Beim Könige des Himmels 1 ich werde euch strafen, wie
ihr es verdienet.“
2. Karl der Grosse war ein eifriger Beförderer des
Christentums. Er gründete neue Bistümer und baute
Kirchen und Klöster. Letztere förderten innerhalb
ihrer stillen Mauern nicht nur den Unterricht der Jugend,
sondern sorgten auch für Arme und Kranke und nahmen
Reisende gastfreundlich auf; denn Gasthöfe gab es in
damaliger Zeit nur wenige. Auch beschäftigten sich die
Mönche damit, die guten, alten Schriften der Griechen
und Römer abzuschreiben; denn damals war die Kunst,
Bücher zu drucken, noch nicht erfunden. Sie schrieben
die Geschichten der Länder und Völker und die Thaten