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1. Realienbuch - S. 281

1885 - München : Oldenbourg
234. Der Pilgrim von St. Just. — 235. Lukas Kranach. 281 234. Der Pilgrim von S1. Just. Nacht ist's, und Stürme sausen sür und für; Lsispan'sche Mönche, schließt mir auf die Thür; Laßt hier mich ruh'n, bis Glockenton mich weckt, Der zum Gebet euch in die Kirche schreckt! Bereitet mir, was euer Haus vermag, Ein Grdenskleid und einen Sarkophag! Gönnt mir die kleine Zelle, weiht mich ein! Mehr als die Hälfte dieser Welt war mein. Das Haupt, das nun der Schere sich bequemt, Mit mancher Krone ward's bediademt. Die Schulter, die der Kutte nun sich bückt, Hat kaiserlicher Hermelin geschmückt. Nun bin ich vor dem Tod den Toten gleich Und fall in Trümmer wie das alte Reich. 235. Lukas Kranach. Lukas Kranach war der grösste Maler seiner Zeit und ein Mann von edlem Herzen. Schon in seinem neun- zehnten Lebensjahre nahm ihn der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen mit auf eine Reise in das ge- lobte Land. Nach der Rückkunft in das Vaterland berief der Kurfürst den jungen Maler, dessen Eigenschaften er schätzen gelernt hatte, an seinen Hof nach Wittenberg und ernannte ihn zum Bürgermeister dieser Stadt. Als später Johann Friedrich in dem schmalkaldischen Kriege in die Gefangenschaft Kaiser Karls V. geraten war, liess dieser, beim Nennen des Namens „Lukas Kranach“ sich erinnernd, dass er einst als Kind von diesem Künstler gemalt worden war, denselben zu sich ins Lager kommen. »Wie alt war ich damals, als Du mich maltest?« fragte der Kaiser. »Eure Majestät«, antwortete Kranach, »zählten acht Jahre. Es gelang mir nicht eher, Eure Majestät zum Stillsitzen zu bringen, als bis Dero Hofmeister verschiedene Waffen an die Wand hängen liess. Unterdessen, dass Die- selben diese kriegerischen Instrumente mit unverwandten Augen betrachteten, hatte ich Zeit, Ihr Bild zu entwerfen.« Das Gesicht des Kaisers erheiterte sich bei dieser Erinne- rung. »Bitte Dir eine Gnade von mir aus, Malerl« sagte er. Demütig fiel ihm Kranach zu Füssen und bat mit Thränen in den Augen um die Freiheit seines Landesherrn. Der Kaiser geriet in Verlegenheit; sein Herz war durch den gerechten Wunsch eines frommen Unterthanen ge- rührt, und doch glaubte er, den rechtschaffenen Kranach vorerst abweisen zu müssen. »Du bist ein braver Mann«, sagte er zu ihm; »aber lieber hätt’ ich Dich, wenn Du um etwas anderes gebeten hättest.«
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