1885 -
München
: Oldenbourg
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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265. Von Christi Tod bis Konstantins Bekehrung.
Macht konnte der Ausbreitung der Lehre Jesu Schranken setzen.
Die Apostel ließen nicht nach, in dem Tempel wie in den Häusern
den gekreuzigten Heiland zu predigen, und die Zahl derer, die
sich taufen ließen, wuchs erstaunlich von Tag zu Tag. Selbst
Saulus, nachher Paulus genannt, der grimmigste Feind und
Verfolger der Christen, wurde durch Gottes Gnade ein Apostel
des Herrn und der eifrigste Verbreiter des Evangeliums.
Aus den Neubekehrten zu Jerusalem und in der Umgegend
entstand die erste Christengemeinde, die Kirche. Ihr Wandel
war rein und tadellos; sie dienten Gott mit Freude und in der
Einfalt des Herzens. Alle lebten in größter Eintracht, waren
Ein Herz und Eine Seele. Kein Notleidender war unter
ihnen; denn zur Unterstützung der Dürftigen verkaufte der
Reichere freiwillig, was er entbehren konnte, Äcker und Häuser,
und legte den Erlös zu den Füßen der Apostel, damit sie ihn
verteilten. Diese waren nach Christi Anordnung ihre Vorsteher;
sie lehrten, tauften, spendeten die übrigen Sakramente, leiteten
die kirchlichen Ängelegenheiten und regierten die Gemeinde.
Viele von den Juden nahmen zwar die Lehre Jesu an;
doch der größte Teil blieb verstockt. Darum ließ Gott die
angedrohte Strafe über sie kommen. Jerusalem wurde von
den Römern im 70sten Jahre nach Christi Geburt zerstört und
der Tempel verbrannt. Eine Million einmalhunderttausend
Juden verloren dabei das Leben; die übrigen wurden aus dem
Laude vertrieben und als lebendige Zeugen des göttlichen
Strafgerichtes auf der ganzen Erde zerstreut. Die Hartnäckigkeit
der Juden und mehr noch ein ausdrücklicher Auftrag von Gott
war Ursache, daß die Apostel sich zu den heidnischen Völkern
wandten. Ärm und verfolgt verkündeten sie unter tausend
Mühsalen und Todesgefahren das Evangelium. Dafür segnete
Gott sichtbar ihr Bemühen. Kaum waren 30 Jahre seit der
Ausgießung des heiligen Geistes verflossen, und schon bestanden
in allen Teilen der Welt Christengemeinden. Zu Vorstehern
derselben ernannten die Apostel Bischöfe, denen sie unter Gebet
und Händeauflegung ihre Gewalt mitteilten und die sie zu
ihren Nachfolgern und Stellvertreter einsetzten. Diese ein-
zelnen Gemeinden stunden alle unter sich in dem innigsten
Verbände und bildeten unter dem Apostel Petrus, als gemein-
samem Oberhaupte, die eine, allgemeine d. h. die kath olischc
Kirche. Petrus starb den Martertod in Rom, wo er die letzten
Jahre seines Lebens Bischof war. Von ihm vererbte sich die
kirchliche Obergewalt auf seine Nachfolger, die römischen Bischöfe
oder Päpste.
Mit Entsetzen gewahrten die Heiden die schnelle Aus-
breitung der christlichen Religion, die ihren lastervollen Wandel,
ihren greulichen Götzendienst laut verdammte. Sie beschlossen,
das Christentum auszurotten. Die Bekenner desselben sollten