1875 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Gregor
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
113. Reisig und Stroh.
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Knaben, und die lernbegierigen Reden desselben gefielen ihm
so sehr, daß er ihn nach Ascoli mitnahm und dort auf die
Schule schickte. Seine Fortschritte waren erstaunlich, und
seine Lebensart erwarb ihm hohe Achtung. Er trat später
in den Franziskanerorden, wurde Professor der Gottes-
gelehrtheit, dann Oberer des Ordens, dann Bischof, dann
Kardinal und endlich der berühmte Papst Sixtus V. Zu
dem stolzen Adel, der ihn umgab, sagte er einst: „Thut
nicht so groß, Ihr Herren, mit Eurer Geburt! Ich bin auch
aus einem durchlauchtigen Hause; denn wisset, meine Eltern
wohnten in einem Hause ohne Dach und hatten von allen
Seiten die durchleuchtende Sonne."
113. Weisig und Stroh.
1. Eine arme Witwe und ihre zwei Knaben kehrten
eines Abends ans dem nahen Weidengebüsche, wo sie Reis-
holz gesammelt hatten, zurück in ihr Dorf. Die Mutter
trug einen großen, und jeder der Knaben einen kleinen
Büschel Weidenzweige auf dem Kopfe, die mit einem Stroh-
bande zusammengebunden waren.
2. Unterwegs begegnete ihnen ein reicher Kaufmann
aus der Stadt, und sie baten ihn um ein Almosen. Der
reiche Mann sagte aber zur Witwe: „Ihr braucht nicht zu
betteln. Übergebt die zwei Knaben mir; da sollen sie lernen,
aus Reis und Stroh Gold zu machen."
3. Die- Mutter hielt das für Scherz; allein der Kauf-
mann versicherte, es fei wirklich sein Ernst. Da willigte sie
endlich ein, und der Kaufmann ließ dem einen Knaben das
Korbmachen und dem andern das Strohflechten lernen.
4. Nach drei Jahren kamen sie in die arme Hütte ihrer
Mutter zurück, verfertigten unermüdet die schönsten Körbe
und die feinsten Strohhüte und überlieferten die Waren dem
Kaufmanne. Eines Tages nun trat der Kaufmann in ihre
Stube, bezahlte die erhaltenen Arbeiten in lauter Dukaten
und sprach lächelnd zur Mutter: „Nicht wahr, ich habe
Recht gehabt und Wort gehalten?"
Ihr Kinder, seid dem Fleiße hold!
Er wandelt Stroh und Reis in Gold.