1916 -
Mannheim [u.a.]
: Bensheimer
- Autor: Wolf, Joh., Erb, G., Lorch, Hermann
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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einer Tochter der Pyrenäen, schickt es drei große Nebenflüsse zu. In
ihm entspringen die Loire (loahr) und die Sa ine (ßühn) mit der
Marne (marn). An 100 französische Flüsse sind schiffbar. Dazu
kommen zahlreiche Kanäle, die die einzelnen Flußgebiete verbinden.
Wichtig sind: Der canal du (bü) midi (Mittags- oder Südkanal), der
Rhone-Rhein-Kanal und der Marne-Rhein-Kanal.
Klima. Frankreich hat ein wärmeres Klima als Deutschland.
Denn es liegt südlicher als dieses, ist zum größten Teil Tiefland
und die Winde zweier Meere mildern seine Winter. Im S. herrschen
milde, sehr kurze Winter und lange, heiße Sommer. Das mittlere
und nördliche Frankreich hat infolge der Meeresnähe ein gemäßigtes
Klima. Die durchschnittliche Jahrestemperatur Frankreichs beträgt
so viel als die der Rheinebene, der wärmsten Gegend Deutsch-
lands (10° C.).
Erzeugnisse. Frankreich ist das erste Weinland der
Erde. In Burgund gedeiht der treffliche Burgunder. Der Bordeaux
(bordo) ist ein Rotwein, der im Garonnegebiet wächst und von der^
Stadt Bordeaux ausgeführt wird. Französischen Schaumwein beziehen
wir aus dem Gebiete der Marne. Die Landschaft heißt Champagne
(schampanj), der Wein Champagner. Der bekannte Franzbranntwein
und der Cognac (Stadt!) kommen auch aus Frankreich. Der warme
Süden erzeugt Südfrüchte, aller Art. Das Olivenöl der Pro-
vence (prowanß), die Seide Lyons und Weine sind die wich-
tigsten Ausfuhrartikel des Landes. Frankreich erzeugt auch viel
Weizen. Trotzdem bezieht es mehr Getreide vom Ausland als wir,
obwohl es nicht größer ist als Deutschland und sogar x/3 Einwohner
weniger hat als dieses. Denn der Franzose ißt mehr Brot als der
Deutsche. Auch mehr Fleisch ißt er. Obwohl in den Alpen und in
den Marschen an der unteren Loire die Viehzucht stark betrieben wird,
bezieht Frankreich viel Vieh vom Ausland. Der Franzose ist eben
wohlhabend, in Frankreich leben unter 100 Leuten 6 von ihren-Zinsen.
An Mineralschätzen ist Frankreich ärmer als unser Vaterland. Und
' doch kauft es nur wenig Kohlen vom Ausland. Denn ein offenes,
mit Holz geschürtes Kaminfeuer genügt meist auch im Winter. Zudem
hat Frankreich nicht viele großen Fabriken, die große Kohlenmengen
aufzehren. Die größten Kohlenlager befinden sich in den Ardennen.
Im französischen Mittelgebirge wird stellenweise viel Erz gefunden.
Pariser Erzeugnisse wandern in alle Welt: feine Seifen, Parfüm,
Pomade, Vasen, Bronzen, Porzellan, Spitzen, Vorhänge, Einrich-
tungsgegenstände und alle Bekleidungsstücke („Pariser Mode").
Bewohner. Die Franzosen sind ein Mischvolk aus germanischen
und romanischen Stämmen. Sie bekennen sich größtenteils zur
römisch-katholischen Kirche. Die Franzosen sind lebhaft, klug, fleißig
und mäßig, aber auch ehrgeizig und leicht erregbar. Sie waren
von jeher unsere gefährlichste^ Nachbarn.