1883 -
Berlin
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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7. Haiiiiibal.
so viel Soldaten, daß er ausrief: „Noch ein solcher Sieg, und ich bin verloren!"
Nach drei Jahren wurde er gänzlich besiegt, nach Epirus zurückgejagt, Tarent
aber erobert. (Bis zu dieser Zeit ist die römische Geschichte mit Sagen durch-
woben, und erst jetzt werden die Geschichtsquellen zuverlässig.)
4. Hannibal. Das mächtige Karthago in Nord-
afrika geriet mit Nom über den Besitz der fruchtbaren Insel
Sicilien in Streit, und es entspannen sich die 3 punischen
Kriege. (Die Karthager hießen auch Puni er, weil sie
von den Phöniziern abstammten.) In dem ersten pu-
nischen Kriege lernte Rom Schiffe bauen und zur See
fechten. Nach jahrelangen Kämpfen wurde Karthago be-
siegt und zu einem ungünstigen Frieden gezwungen. Im
zweiten punischen Kriege brachte der karthagische Feldherr
f annibal Rom an den Rand des Verderbens. Schon als
nabe hatte Hannibal den Römern ewigen Haß geschworen.
Im Feldlager Spaniens wuchs er als Liebling des Heeres
heran und wurde endlich zum Feldherrn ausgerufen. Er er-
stürmte die Stadt Sagunt, die mit den Römern verbündet war. Der römische
Gesandte forderte in Karthago Genugthuung. Als der Senat zögerte, schüttelte
der Gesandte einen Zipfel seines Mantels, als ob er Lose darin hätte, und rief:
„Hier ist Krieg und Frieden, wählet!" „Gieb uns, was du willst!" antwortete
der Senat. „So sei es Krieg!" antwortete der stolze Römer. Und: Krieg! hallte
es in Italien und in Afrika wieder. Der kühne Hannibal beschloß, den Krieg in
das Herz Italiens zu tragen. Mit seinem trefflichen Heere überschritt er unter
entsetzlichen Mühsalen die Pyrenäen und die Alpen und erfocht drei glänzende
Siege. Das zitternde Rom wurde durch den Diktator Fabins Maximus, den
Zauderer, gerettet. Derselbe ermüdete Hannibal durch Märsche, ja lockte ihn
einmal in einen Engpaß, aus dem der Weg nur durch eine List frei gemacht
wurde. Ein andermal rettete der Zauderer seinen unbesonnenen Reitergeneral.
„Dachte ich's doch," sprach Hannibal, „daß die Wetterwolke auf den Bergen Ge-
witter bringen würde!" Der härteste Schlag traf Rom durch die furchtbare
Niederlage bei Cannä (216 v. Chr.). Aber im Unglück war Rom größer als im
Glück. Alles wetteiferte in den größten Opfern für das Vaterland, während
Hannibal von Karthago ohne Unterstützung gelassen wurde und sein Heer ge-
schwächt und verweichlicht sah. Der Römer Marcellus eroberte Sicilien, und
Scipio sehte nach der Eroberung Spaniens nach Afrika über. Da wurde Han-
nibal nach Afrika zurückgerufen, in der Schlacht bei Zama (202 v. Chr.) von
Scipio besiegt und Karthago zu einem harten Frieden gezwungen. Hannibal
flüchtete nach Kleinasien und tötete sich später durch Gift, um den Römern nicht
in die Hände zu fallen. Mit dem wieder aufblühenden Karthago sing Rom
einen dritten Krieg an. „Und endlich sage ich noch, daß Karthago zerstört
werden muß!" endete der strenge Römer Cato jede Rede im Senat. Ein Vor-
wand zum Kriege wurde gefunden. Nachdem Karthago alle Schiffe und Waffen
abgeliefert hatte, forderte Nom die Zerstörung der Stadt und den Wiederaufbau
zwei Meilen vom Meere. Da hallte ein Schrei der Verzweiflung durch die
Stadt: „Sie retten oder mit ihr untergehen!" schwuren alle. Drei Jahre wider-
standen sie tapfer allen Angriffen zu Lande und zu Wasser, da schlug endlich die
letzte Stunde der einst so mächtigen Stadt. Der junge Scipio erstürmte sie und
verwandelte sie in einen Trümmerhaufen (146 v. Chr.). In demselben Jahre
wurde auch Korinth zerstört uno ganz Griechenland den Römern unter-
worfen.