1883 -
Berlin
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und Narses, den Feldherren des Kaisers Justinian in Konstantinopel, erobert
(555). Unter Justinian brachten 2 Mönche in ihren hohlen Stäben die Eier
des Seidenspinners mit ctu§ China und führten den Seidenbau in Europa ein.
Justinian ließ die prächtige Sophienkirche bauen und eine vollständige Gesetz-
sammlung anlegen.
7. Der Longobarde Alboin (568). Rarses wurde wie Belisar mit Un-
dank belohnt. Er wurde von der Verwaltung Italiens abgerufen, weil nach der
Meinung der Kaiserin Sophia ein Spinnrocken besser in seine Hand passe als
der Feldhcrrnstab. Mit der Antwort: „Ich werde ihr einen Faden spinnen,
woran sie lebenslang wickeln wird!" soll er barauf die Langobarden ins Land
gerufen haben. Sie kamen unter ihrem Könige Alboin, eroberten ganz Ober-
italien und gründeten das Longobardenreich mit der Hauptstadt P a v i a.—Durch
die Völkerwanderung wurde neues Blut von den kräftigen Deutschen in die ab-
gelebten Völker des römischen Reiches gebracht. Die rohen Natursöhne nahmen
dagegen das Christentum, römische Bildung und Einrichtung an. Durch die
Mischung des deutschen und römischen Wesens entstanden die romanischen
Völker und Sprachen. (Italiener, Franzosen, Spanier, Portugiesen.)
1. Gründung des Frankcnreichs. Die Franken, ein mächtiger deutscher
Volkstamm, drangen vom Niederrhein nach Südwesten vor und überschwemmten
das nördliche Gallien. Von ihren Fürsten aus dem Geschlechte der Merowinger
ist Chlodwig der berühmteste. Er wußte ebenso geschickt die Streitaxt mit wilder
Kraft zu schwingen als durch Lift und Verstellung seinen Vorteil zu erreichen.
Den letzten römischen Statthalter in Gallien besiegte er und ließ sich sein Haupt
von den Westgoten ausliefern. Alles Land'bis an die Loire (Loahr) nahm er ein
und machte Paris an der Seine (Sähne) zur Hauptstadt.
2. Chlodwigs Bekehrung (496). Zu beiden Seiten des Rheines, von Mainz
bis zum Bodensee, wohnten die Alemannen. Sie waren durch ihre Tapferkeit
und Raublust gefährliche Nachbarn. Chlodwig griff sie an und besiegte sie bei
Zülpich. Als anfänglich das Schlachtenglück schwankte, rief er: „Jesus Christus,
den meine Gemahlin Chlotilde anbetet, hilf mir! Meine Götter verlassen
mich! Wenn du mir den Sieg schenkst, so will ich an dich glauben!" Nach dem
Siege begrüßte er seine Gattin mit den Worten: „Chlodwig hat die Alemannen
das versprochene Reich?" „Nein," sagte 6er Bischof, „aber der Vorhof dazu!"
Bei der Taufe sprach der Bischof: „Beuge, stolzer Sigambrer, demütig deinen
Nacken! Bete an, was du verbrannt, und verbrenne, was du angebetet hast!"
Der Papst gab ihm den Ehrennamen „Allerchristlichster König," weil er der erste
katholische deutsche Fürst war. Sein Gemüt blieb jedoch roh, sein Wandel
heidnisch.
3. Seine Nachfolger. Nachdem Chlodwig durch Schwert und Arglist sein
Reich erweitert und einen mächtigen Thron auf Blut und Thränen, Sünden und
Schanden aufgerichtet hatte, raffte ihn der Tod im rüstigsten Mannesalter hin-
weg(511). Seine Nachfolger lebten und regierten in seinem Geiste. Selten hat ein
Fürstengeschlecht so viele Greuel aufgehäuft. Zuletzt versanken sie immer mehr
in Trägheit, Genußsucht und Laster. Ihre Hausmeier, welche die fürstlichen
Güter verwalteten, regierten zuletzt auch das Reich.
3. Chlodwig, der Frankenkönig (um 500).