1883 -
Berlin
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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kommen würde zu seiner Zeit, um der Uneinigkeit zu steuern und des Reiches
Herrlichkeit zu erneuern.
7. Der letzte Hohenstaufe (1268). Noch 4 hohenstaufische Kaiser folgten;
aber in den Kämpfen mit gewaltigen Päpsten, hochmütigen Vasallen und frei-
heitsdurstigen Städten rieben sie in Italien ihre Kraft auf.
Der letzte Sproß des edlen Hauses war Konradin. Er wollte sein erb-
liches Königreich Unteritalien, das der Papst dem Karl von Anjou (svr.
Angschu) als Lehen geschenkt hatte, wieder erobern. Mit Jubel empfingen die
Ghibellinen den herrlichen Jüngling. Aber nach einem anfänglichen Siege wurde
sein beutedurstiges Heer von einem Hinterhalte überfallen, und vernichtet, er
selber auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Österreich gefangen
und dem Thronräuber ausgeliefert. Nur einer der Richter stimmte für seinen
Tod, trotzdem wurde dies Urteil vollstreckt. Konradin saß mit seinem Freunde
beim Schachspiel, als ihm das Todesurteil vorgelesen wurde. Gefaßt bereitete
er sich zum Tode. Barfuß und in Hemdärmeln bestieg er das Schafott, umarmte
seinen Freund, befahl seine Seele Gott und legte sein schönes Haupt auf den
Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Daun
empfing er den Todesstreich. Sein Freund schrie auf in namenlosem Schmerze,
dann fiel auch sein Haupt. Das Volk zerfloß in Thränen, aber der steinerne
Anjou stand kalt hinter dem Fenster und sah mit Befriedigung das Ende des
letzten Hohenstaufen. Doch auch ihn hat die ewige Gerechtigkeit gefunden. Ohne
Frieden und Freude verflossen seine Tage, und durch das Blutbad der sici-
l i a n i s ch e n V e s p e r (1282) wurde ihm die Perle seines Reiches, Sicilien, entrissen.
11. Das Leben im Mittelalter.
1. Das Rittertum. Die Hauptstütze der Fürsten bei Kriegen waren die
Ritter. Sie kämpften zu Roß und zu Fuß. Ein Panzer schützte Brust und
Rücken, ein Helm das Haupt, ein Visier das Gesicht, die Schienen Arme und
Deine. An der Seite hing das Schwert; die Hand schwang die Lanze; ein Schild
war die Schutzwaffe. Die Füße schmückten goldene Sporen, den Schild ein Tier-
bild als Wappen, den Helm ein Zierat als Kleinod. Die Ritter mußten eine
lange Schule durchlaufen. Vom 7. Jahre ab lernten die Edelknaben als Pagen
auf der Burg eines Ritters Dienst und höfische Sitte. Im 14. Jahre wurden
sie durch Umgürtung eines Wehrgehenks vor dem Altar wehrhaft gemacht und
begleiteten nun ihre Herren als Knappen zu Jagd, Krieg und Festen. Hatten
sie sich bewährt, so erfolgte meist im 21. Jahre der feierliche Ritterschlag.
Am Altar mußte der junge Ritter geloben, die Kirche zu ehren, die Ungläubigen
zu bekämpfen, die Wahrheit zu reden- das Recht zu verteidigen, im Dienste der
Fürsten und Frauen treu und gewärtig zu sein, Wehrlose, Witwen und Waisen
zu beschirmen. Dann erhielt er von einem Fürsten oder berühmten Ritter
3 Schläge mit dem flachen Schwerte auf den Nacken, erhob sich als Ritter und
bestieg sein Roß. Der Geist und die Pracht des Rittertums entfaltete sich bei
den Turnieren. Ein Platz war mit Sand bestreut, von Schranken eingefaßt
und von Schaubühnen überragt. Hier wurden allerlei Waffenspiele vor edlen
Frauen und tapfern Männern gehalten. Herolde überwachten die Ordnung, und
eine Dame reichte endlich dem Sieger den „Dank," d. h. den Preis.
In der Zeit der Kreuzzüge entstanden 3 Ritterorden, die eine Verschmelzung
der Mönchs- und Ritterpflichten zeigten. Die Johanniter, die ein weißes
Kreuz auf dem schwarzen Mantel trugen, hatten sich oie Pflege kranker und hilf-
loser Pilger zur Pflicht gemacht. Sie mußten Gehorsam, Ehelosigkeit und