1883 -
Berlin
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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5. Sein Ende. Die Wahl seines Sohnes Albrecht zum Kaiser konnte
Rudolf auf einem Reichstage zu Frankfurt nicht durchsetzen. Gekränkt reiste der
alte Kaiser ab. Auf der Reise erkrankte er, und als ihm die Äerzte nur noch
wenige Tage Lebensfrist gaben, rief er: „Auf nach Speier, wo viele meiner
Vorgänger begraben liegen!" Dort starb er, ward im Dome begraben und seine
Gestalt in Lebensgröße auf dem marmornen Grabsteine abgebildet.
13. Die Änhalliuer (Äskimier) in der Mark Sraiidcnbiirg
(1134—1319).
1. Die Bewohner der Mark. Zwischen Elbe und Oder, in dem Gebiet
der Havel und Spree, wohnten ursprünglich Semnonen und Longobarden. Der
Strom der Völkerwanderung führte sie nach Westen; in ihre verlassenen Wohn-
sitze rückten von Osten die Wenden, die zur großen slawischen Völkerfamilie
im Osten Europas gehörten. Sie waren mittelgroß, gedrungen, aber kräftig,
braungelb mit dunkeln Augen und braunen Haaren. In Tempeln und heiligen
Hainen standen ihre unförmlichen Götzenbilder. Sie opferten ihnen Früchte,
Tiere und Kriegsgefangene. Die Priester wurden als Seher und Vertraute der
Götter hochgeehrt. Die Hauptbeschäftigungen der Wenden waren Jagd, Fischerei,
Viehzucht und Ackerbau; einzelne Geiverke, z. B. Weberei, wurden fleißig be-
trieben. An der Ostsee, z. B. in Wineta, entwickelte sich auch schon ein reger
Handel. Die Wenden liebten die gemeinsamen Ansiedelungen in den Niederungen
und schirmten ihre Flecken durch Burgen oder Garts. Die Frauen wurden wie
Sklavinnen behandelt; die lebensmüden Eltern ließen sich oft von ihren Kindern
töten. Sonst waren die Wenden gastfrei und nüchtern, ehrlich und einfach.
2. Die ältesten Zeiten. Als die Wenden beständig räuberische Einfälle
westlich von der Elbe unternahmen, besiegte sie Karl der Große, gründete
Grenzfesten und setzte Markgrafen ein. In den folgenden traurigen Zeiten wurden
alle Anfänge der Kultur wieder verwischt. Heinrich I. schlug die Wenden, er-
oberte Brandenburg (928) und dehnte seine Herrschaft bis an die Oder aus.
Otto I. setzte Gero als Markgrafen der Nordmark ein. Dieser unterwarf
die Wenden mit dem Schwerte, während von den Bistümern Brandenburg
und Havelberg die Bekehrung zum Christentume versucht wurde. Nicht selten
wurden die Wenden durch Härte zur Empörung getrieben und vernichteten alle
Spuren der deutschen und christlichen Kultur. Im Jahre 1134 wurde Albrecht
der Bär vom Kaiser Lothar mit der Nordmark belehnt. Er ist der Gründer der
Mark Brandenburg, die den Anfang des preußisches Staates bildet.
3. Albrechts Verdienste. Graf Albrecht der Bär von Ballenstedt,
aus dem Hause Anhalt oder Askanien, überzog die Wenden mit Krieg, eroberte
das Land bis an die Oder, gewann Brandenburg und die Mittelmark und nannte
sich fortan Markgraf von Brandenburg. Innere und äußere Unruhen
schlug er mit starker Hand nieder. In das verödete und verwüstete Land zog er
deutsche und holländische Ansiedler, um es zu kultivieren. Sie machten öde
Strecken urbar, entwässerten Sümpfe, dämmten Flüsse ein, gründeten Dörfer
und Städte und förderten den Gewerbsteiß. Aber auch christianisiert hat
Albrecht die Mark Brandenburg, indem er Kirchen und Klöster baute und durch
Mönche und Geistliche das Volk unterweisen und taufen ließ. Von einem Kreuz-
zuge brachte er Templer und Jobanniter mit nach Brandenburg, die das
Land gegen feindliche Nachbarn verteidigen und christliche Sitten verbreiten halsen.
So wurde das heidnische Wendenland nach und nach ein deutsches, christ-
liches und kultiviertes Land.