1883 -
Berlin
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sich in Prag am liebsten in der Gesellschaft des Scharfrichters und 'bösartiger
Wolfshunde zeigte. Die Unordnung und Unsicherheit im Reiche nahm so zu, daß
man ihn endlich absetzte (1400). Sigismund war ein schöner und gewandter
Mann, der aber nicht aus dem Vergnügen, den Schulden und einer nutzlosen
Vielgeschäftigkeit kam. Nach Brandenburg kam er nur einmal, um Geld zu
holen. Er verpfändete die Mark an wahre Blutsauger, z. B. Jobst von Mähren,
die im Bunde mit den Raubrittern das Land vollends zu Grunde richteten; das
Elend und die Unsicherheit stiegen von Tag zu Tage. Die Raubritter plünderten
ungescheut und ungestraft Städte und Dörfer. Am schlimmsten trieben es die
Brüder Hans und Dietrich von Quitzow mit ihren Spießgesellen. Von
24 Burgen verbreiteten sie Furcht und Schrecken im Lande. Das Land verödete
und das Volk verwilderte. Da siel endlich in die Nacht des Elends ein heller
Strahl: der Kaiser übertrug die Verwaltung der unglücklichen Mark einem
seiner weisesten und treuesten Räte, dem Burggrafen Friedrich vonhohen-
z o l l e r n.
16. Die ersten Hohenmern in der Mark.
1. Friedrich I. als Burggraf.
Die Hohenzollern stammen von der
Zollernburg in Schwaben. Unter den
Hohenstaufen wurden sie Burggrafen
von Nürnberg, d. h. kaiserliche Beamte,
die in der reichsfreien Stadt das Kriegs-
volk anführten und Recht sprachen. Sie
erwarben sich die Fürstentümerbaireuth
und Anspach in Franken. Der 6. Frie-
drich zeichnete sich durch hohe Begabung,
treffliche Bildung, ritterlichen Sinn,
Klugheit im Rat und Entschiedenheit
in der That aus. Durch seine Berg-
werke und seine Sparsamkeit war er
reich geworden. Wegen seiner treuen
Dienste in Krieg und Frieden, mit dein Worte, dem Säckel und dem Schwerte
machte ihn Kaiser Sigismund zum Statthalter der Mark.
2. Friedrich als Statthalter. Friedrich erschien in der Mark und forderte
die Huldigung. Die Quitzows und ihr Anhang verweigerten sie, „weil die Mark
nicht von Böhmen getrennt werden dürfe," in Wahrheit aber, weil sie Friedrichs
Strenge fürchteten. Sie prahlten: „Wenn es ein ganzes Jahr Burggrafen
regnete, so sollten sie in der Mark doch nicht aufkommen!" Friedrich nannten
sie „Nürnberger Tand." Zwar brachten sic ihm eine Niederlage bei, aber durch
neue Truppen und neue Bündnisse mit Nachbarfürsten verstärkt, griff er die
Burgen der Räuber an und nahm eine nach der andern. Gute Dienste leistete
ihm dabei eine gewaltige Donnerbüchse, welche die Vorspanilbauern „faule
Grete" genannt hatten. Ihre 24pfündigen Kugeln zerrissen die dicksten Mauern.
Der eine Quitzow wurde auf der Flucht gefangen und in festen Gewahrsam
genommen, der andere aber später beim Raubhaudwerk elend umgebracht. Nun
unterwarf sich der Adel, und Friedrich übte Vergeben und Vergessen. Mit der
Sicherheit kehrte auch bald ein regerer Verkehr zurück.
3. Das Konzil zu Kostnitz (Konstanz). Friedrich als Kurfürst. In der
Kirche herrschten damals traurige Zustände. Drei Päpste regierten zugleich und