1870 -
Oppenheim a.Rh. [u.a.]
: Kern
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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können schon Kinder gehen. An den Kreuzwegen stehen Wegweiser,
damit die Fremden nicht irre gehen. Der Wegweiser hat einen,
oder mehrere Arme, auf welchen die Namen und die Entfernun-
gen der Orte geschrieben sind. Wer nicht lesen kann, für den
steht der Wegweiser vergeblich da. Manche Wege sind in nassen
Jahreszeiten sehr schlecht, und Fuhrleute fahren solche nicht gerne.
Ueber Bache und Flüsse, welche zwischen Dörfern und Städten
hinziehen, führen Stege und Brücken.
50.
Wenn wir in ein anderes Dorf kommen, so finden wir
Manches anders, wie zu Hause. Es gibt Dörfer, die haben weder
eine Kirche, noch einen Thurm; andere dagegen haben mehrere Kirchen,
und in. Städten sieht man viele Kirchen und Thürme. Die Häuser
in einem Dorfe sind nicht so groß und ansehnlich, wie in der Stadt.
In manchen Dörfern liegen die Häuser zerstreut umher; in Städten
dagegen stehen sie immer dicht beisammen. Auch findet man in
Städten schöneres Pflaster, wie in den Dörfern, so daß man beim
Gehen keinen Fuß beschmutzt. In vielen Dörfern ist fast in jeder
Hofraithe ein Brunnen, nur in wenigen Dörfern ist das Wasser rar.
Die Dörfer liegen größtentheils in der Nähe eines Baches, oder
eines kleinen Flusses. An größeren Flüssen finden wir mehr Städte.
Die Leute in einem Dorfe treiben fast alle Ackerbau und Viehzucht.
Sie heißen darum Bauern, weil sie das Land bebauen; und Land-
leute, weil sie auf dem Lande wohnen.
Handwerker finden sich im Dorfe nur wenige, in Städten
dagegen wohnen meistens Kaufleute, Handwerker und Beamten.
In Dörfern ist es sehr ruhig, und man sieht auf den Stra-
ßen wenige Menschen. Zur Zeit der Feldarbeit sind sie meistens
im Felde. Anders ist's in der Stadt. Da sehen wir von Mor-
gens bis Abends vie'e Leute in den Straßen. Da gehen Bäcker-
knechte in mehligen Kleidern mit Körben voll Brod, Metzgerbnrsche
in weißen Schürzchen mit Mulden voll Fleisch. Dann kommen
Mägde mit Henkelkörben, welche fíeme Einkäufe machen wollen,
oder schon gemacht haben. Auch wenn kein Markttag ist, gehen
immer Verkäufer auf den Straßen umher und rufen ihre Waaren