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1. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen - S. 51

1903 - Wolfenbüttel : Zwißler
Dritter Abschnitt. Der dreiigjhrige Krieg 16181648. 51 konnten, fr sich einzuziehen; die frheren Besitzer muten dann als Tagelhner ihr Brot verdienen. Damals ging auch in den ostelbifchen Gebieten die Freiheit des Banernstandes verloren: jetzt wurden die Bauern auch hier teils erbuntertnig, teils leibeigen. Auch das deutsche Brger-tum nahm in dieser Zeit einen andern Charakter an: mit der frheren Wohlhabenheit war auch fein Brgerstolz und sein Selbstgefhl geschwunden, seine Unternehmungslust gebrochen. Die Sucht nach Rang und Titeln nahm auch in Brgerkreisen berhanb; man drngte sich zu den mtern, in bereu Besitz man sich der seine Mitbrger erhaben fhlt^. Der Mangel an allen hheren Interessen begrndete ein klein-liches und erbrmliches Spiebrgertum, in dem lcherlicher Standes-dnkel sich mit elender Unterwrfigkeit und Kriecherei gegen Hherstehende, besonders gegen den Adel, paarten. Letzterer hatte gleichfalls von seiner frheren Geltung viel verloren: feine kriegerische Bedeutung war schon feit der Reformationszeit dahin, feine Gter waren im Kriege verwstet und brachten nicht viel mehr ein, sein trotziger Stolz war ge-schwanden. Die Shne des Adels drngten sich nun an die Hfe, wo sie Titel und mter erlangten, oder sie traten als Offiziere in frstliche oder kaiserliche Dienste; es bildete sich ein Hos-, Beamten- und Ossizier-adel heraus. Wie die Fürsten, so nahmen auch die Adligen sich die Franzofen zum Vorbilde; der vornehme deutsche Edelmann schickte seine Shne nach Paris ober Versailles, wo der Junker bei den leichten Sitten des Hofes nur Ausschweifungen aller Art, Verfchwenbungsfucht, An-maung gegen die andern Stube und Verachtung alles Einheimischen kennen lernte. Durch ein geziertes, steifes Wesen, feine uere Formen und einen unbndigen Hochmut suchte der Adel seine innere Hohlheit zu berdecken: cuich hier ein tiefer Verfall deutschen Lebens. 4. Sittliches und geistiges Leben. Schlimmer noch als der Wirt-schaftliche Versall war die Verdampfung und Entartungdesvolkes. Die groe Masse war verwildert, Ruberbanden gefhrdeten mehr als je die ffentliche Sicherheit. Dazu hatte das Sldnertum den Aber-glauben genhrt; berall sah man Zauberei und Teufelswerk, so da die am Ende des 15. Jahrhunderts aufgekommenen Hexenprozesse im 17. Jahrhundert am zahlreichsten waren. Besonders groß war die geistige Roheit bei dem Bauernstande, aber auch in den Stdten, ja selbst am Edel- und Frstenhofe sah es in dieser Beziehung schlimm aus. Das Schulwesen, das in der Reformationszeit eine solche Blte erreicht hatte, lag im argen, Knste und Wissenschaften fristeten ein nur kmmer- 4*
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