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1. Leitfaden der Bayerischen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 64

1908 - Bamberg : Buchner
64 3ur Verfassung?- und Kulwrgeschichte. wie sehr ferner die geistige Kultur geschdigt war, wurde an anderer Stelle (f. Hbjchn. 24) zum Teil schon angedeutet. Das Unwesen der Hexenprozesse, das weite Reich des Aberglaubens stand fester denn je; noch im 18. Jahrhundert wurden in Landshut und Kempten hexen ver-brannt. Das deutsche Nationalbewutsein schwand unter der Kriegsnot und der jahrelangen berschwemmung mit Auslndern. Man gefiel sich in sklavischer Nachahmung alles Fremden, besonders alles Franzsischen, in Sprache, Sitte und Gesellschaftsleben, in Literatur und Kunst. In Menge strmten die Franzosen als (Erzieher, Schauspieler, Kche, percken-ntacher usf. in das Reich, zumal an die Hfe, die eine (Ehre darein setzten, es dem Sonnenknig" an Prunk mglichst gleichzutun; aber auch hhere Stellen wurden gerne mit Auslndern besetzt und auf dem Gebiete des Geschmacks herrschten sie fast unumschrnkt. Es Mu jedoch anerkannt werden, da unter der Leitung der fremden Knstler auch viel bleibend wertvolles entstand. berhaupt schuf die Kultur der hfischen Zeit eine neue gesellschaftliche Bildung bis herab zu den heutigen Tischsitten, sie weckte in den hheren Gesellschaftskreisen den Sinn fr geistige Interessen, sie half die Pedanterie der Gelehrten, wie die Unduldsamkeit der Theologen berwinden, sie modernisierte den deutschen Menschen" (Dberl). Der bayerische Hof folgte der allgemeinen Seitstrmung. Seit der Vermhlung Adelaides von Savoyen mit Ferdinand Maria waren italienische und franzsische Familien in groer Zahl nach Mnchen gekommen. Man wollte glnzen, das Volk zu staunender Bewunderung hinreien, vom Auslnde gepriesen werden. In der Hauptstadt entstand eine italienische per, auf den Wellen des Wrmsees schaukelte der pompse Bucintoro", eine Nachbildung des gleichnamigen venezianischen Staatsschiffes (f. Kbschn. 18). Die ebenso genutzfrohe als geistvolle und kunstbegabte Kurfrstin war die Seele aller dem versailler Hofe abgesehenen Festlichkeiten und Vergngungen. Theater- und Balletauffhrungen, Opern- und Schferspiele, Maskeraden und Feuerwerke, Jagden zu Land und zu Wasser folgten einander in bunter Reihe, hfische Gelegenheitsdichter widmeten sich der Verherrlichung des Frstenpaares; ihre slich-schwlstigen Produkte halten freilich keinen vergleich aus mit den Schpfungen der zeitgenssischen Kunst. Die Anfnge der per, der rchestermusik, des ratoriums gehren in diese Seit; vor allem aber fanden die bildenden Knste eine bemerkenswerte Pflege. Sie standen in der zweiten Hlfte des 17. Jahrhunderts und darber hinaus im Zeichen der Sptrenaissance, des Barock-stils; seine Werke gaben sich in Form und Dekoration gesucht und prunk-haft-berladen, aber wirkungsvoll. (Es gehren hierher der ltere Teil des Nymphenburger Schlosses und die Theatinerkirche mit ihrer berreichen
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