1913 -
Halle a.d.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Neubauer, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
- Geschlecht (WdK): Jungen
Frnkische Zustnde.
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Bevlkerung. So waren also die mit so vielem Blut erkauften Provinzen des rmischen Reiches nur zum Teil behauptet worden. Andrerseits aber war auch viel altgermanisches Land im Laufe der Vlkerwanderung ge-rumt und eine Beute fremder Völker geworden; denn in die Gebiete stlich der Elbe und Saale waren die slawischen Wenden, in Bhmen die ebenfalls slawischen Tschechen eingezogen.
Eine Erinnerung aber an die gewaltigen Schicksale und Taten der Heldensage Vlkerwanderung erhielt sich in der Heldensage. Sie verbindet die uralte Vorstellung von dem herrlichen, jugendumstrahlten Lichthelden Siegfried, der den Hort der Nibelungen, der Nebelmnner, erbeutet,
der zu der von bsen Geistern gefangen gehaltenen Sonnenjungstau Bruu-hild durchdringt und doch schlielich den Nibelungen zum Opfer fllt,
mit der Erzhlung von dem furchtbaren Untergang des Volkes der Bur-gunden durch König Etzel. Sie preist Dietrich von Bern als eine echt deutsche Gestalt, stark und tapfer, vershnlich und edel, treu und zu-verlssig. Sie erzhlt von Walter von Aquitanien, der mit seiner Braut Hildegunde aus dem Hunnenlande in die Heimat flieht, und seinen Kmpfen am Wasgenstein; von dem Zweikampf Hildebrands mit seinem Sohne Hadubrand, den er nicht erkannte. Dazu trat spter die Sage von Gudrun, ihrer Gefangenschaft in der Normanenburg am Meeres-gestade und ihrer Befreiung.
Die Vlkerwanderung hatte die politischen Zustnde und die Kultur-Verhltnisse von Westeuropa vollstndig umgewandelt. Noch erinnerten zwar tausend Spuren an vorangegangene Jahrhunderte. Rmische Sitten und Unsitten, rmisches Hausgert, mancherlei rmische Kunst- g^^msche fertigkeit, auch rmischer Luxus hatten vielfach Eingang gefunden. Die ftuuut Sprache, in der die staatlichen Urkunden ausgefertigt, in der die Gesetze aufgeschrieben wurden, in der man Briefe schrieb und geschichtliche Werke verfate, deren sich die Kirche bediente, war die rmische. Auch das Christentum, das wertvollste Gut, welches die Germanen in jenen Zeiten berkommen hatten, verdankte man den Rmern. Aber das Christentum erschien bei den roheren Germanen in andrer Gestalt als bei den stdtisch verfeinerten Rmern; erst nach einer Zeit furchtbarer Verwilderung, in der selbst die Diener der Kirche oft ihre geistlichen Pflichten vergaen, konnte es die Herzen der Germanen erfassen und ihnen die Lehren der Demut und Selbstverleugnung nher bringen. Das Recht sodann war, wenn es auch in lateinischer Sprache auf-gezeichnet wurde, ebenso rote die Formen der Staatsverwaltung und des Heerwesens germanisch. Die Rmerstdte verfielen, die einst vom