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1. Neuere Geschichte von 1648 - 1888 - S. 46

1901 - Leipzig : Teubner
46 I. Begründung des brandenburgisch-preußischen Staats. von der bloßen Grundzinszahlung bis zur Rechtlosigkeit des Laßbauern, für den jederzeit ein anderer auf die karge Stelle gesetzt werden konnte, mannigfach abgestuft; die eigentliche Leibeigenschaft, der zufolge der Herr den einzelnen Bauer verkaufen konnte, war auch in Ostelbien sehr selten. Aber die Fronen waren oft so bedeutend, daß dem ärmsten Bauer zur Bestellung des eigenen Ackers zur Zeit der Saat und der Ernte kaum mehr als der Sonntag und die Mondnacht übrig blieben. Die Steuern hatten die „Herren" überall auf die Bauern abgewälzt. Die Fürsorge für sie erstreckte sich durchweg nicht weiter, als das Interesse an der Erhaltung ihrer Verdumpfung. Arbeitskraft und ihrer Leistungen es gebot. So fehlte es bei tiefer Verdrossenheit an jedem Trieb zur Entwicklung, zum Fortschritt, und in dem elenden Joch, das keine Hoffnung auf Besserung bot, kam nicht die Hälfte der Arbeitskraft zur Entfaltung. Die Gemengelage der bäuerlichen Grundstücke machte den Flurzwang d. h. die Gleichzeitigkeit der einzelnen landwirtschaftlichen Arbeiten notwendig. So blieb es bei der alten Dreifelderwirtschaft. Da aber die Viehzucht viel höhere Erträge brachte als der Getreidebau, so ging der Großgrundbesitz zur Feldgraswirtschaft mit Stallfütterung über. Dies führte in Holstein, Mecklenburg und Schwedisch-Pommern, da man der großen Flächen bedurfte, zu weiterer „Abmeierung" d. h. zum Aufkauf der Bauernhöfe besseren Rechts. — Von neuen Kulturpflanzen verbreitete sich der Tabak und besonders die Kartoffel. Vorherrschaft 2. Bildung und Sitte. Französische Sprache und Mode ver-bci drängten rasch an den Höfen und in der Diplomatie die spanische, und auch die deutsche Kultur, durch den Krieg verheert und mit dem Besitz der Mittel auch des stolzen Selbstvertrauens beraubt, trat bei den oberen Der Versailler Schichten hinter die französische zurück. Der Hof Ludwigs Xiv., seine schlimmes Etikette, seine Feste und seine Bauten wurden überall nachgeahmt. Die Vorbild' Kluft zwischen dem Fürstenhof, der praßte und verschwendete, und dem Volk, das darbte und hohe Steuern zahlte, ward dadurch sehr vergrößert. Mit der äußeren Bildung verwelschte auch die innere, und die Sitten-losigkeit drang von den Höfen in den Adel, von dem Adel ins Bürger-Verderbnis tum. Die zahlreichen Sprachgesellschaften, die sich gegen die Verderbnis be@proch?en der deutschen Sprache wandten, richteten wenig aus, doch zeugten sie von der Sehnsucht der deutschen Volksseele. Trotz französischer Perrücke und französischer Frisuren, trotz französischer Sprache und Moden und der steifen Formen des Verkehrs — damals entstand das „Sie" — behauptete sich doch das deutsche Gemüt und bessere deutsche Sitte beim Landadel und Bürgertum. Vielfach wurde auch durch die modische Form die der Kriegszeit entstammende Roheit etwas gebändigt. Am wenigsten war dies Pennalismus aus den Universitäten der Fall, wo der ärgste Pennalismus und rohe der Studenten. Völlerei nur allmählich unterdrückt wurden. Äußerlichkeit Der Geschmack verfeinerte sich durch die französische Bildung nur ^ subunimen äußerlich; er haftete an prunkvollen Schaustellungen, und materieller Genuß 1 ul19 überwog. Auf der Bühne herrschte die italienische Oper, der auch in Hamburg der kräftige Anfang einer deutschen unterlag. Zwar befreite die Reinigung „Neuberin" (Friederike Neuber 1697—1760) im Bunde mit Gottsched iermi/ne.m die deutsche Bühne von ihrer Roheit, auch führte Gottsched das histo-
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