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1. Neuere Geschichte von 1648 - 1888 - S. 229

1901 - Leipzig : Teubner
§ 8. Die innere Entwicklung Preußens. 229 Reichsgesetz wurden der Jesuitenorden und die ihm verwandten Kongre- Ausweisung der gationen in Deutschland verboten und die ausländischen Mitglieder aus- 4 l^1^. gewiesen. Die altkatholischen Gemeinden, die das Unfehlbarkeitsdogma Die verwarfen, wurden vom Staate anerkannt und gestützt. Da die katholische Altkatholiken. Kirche und das Zentrum den heftigsten Widerstand gegen alle diese Maßregeln, die zunächst nur der Abwehr dienten, im Volke wachriefen, so ging Bismarck mit Falk zum Angriffe über. Die Maigesetze über die Die Maigesetze Vorbildung und Anstellung des Klerus, über den kirchlichen Gerichtshof Wirkung, und über den Gebrauch der Zuchtmittel griffen unmittelbar in das Lebensgebiet der katholischen Kirche ein. Papst Pius Ix. forderte zum entschiedenen Widerstand auf, und dieser wuchs stetig; Pfändung, Entsetzung und Verhaftung von Bischöfen und Priestern blieben wirkungslos. Das Volk geriet in Aufregung, die in Wallfahrten, Prozessionen, Deputationen und Adressen sich kund that. Schärfere Maßregeln mehrten nur die Zahl der Märtyrer. Viele Gemeinden verloren ihre Seelsorger. Um einem Notstände vorzubeugen, entschloß sich der Kaiser dazu, das Zivilehegesetz Zivilehegesetz zu vollziehen, zunächst für Preußen, 1875 auch für das Reich. Für die 9- Mai «74 Eheschließung und die Beurkundung des Personenstandes wurden die Standesämter eingerichtet. Die Paragraphen der preußischen Verfassung. welche den Religionsgenossenschaften die selbständige Ordnung ihrer Angelegenheiten verbürgten (§ 15, 16, 18), auf die sich das Zentrum, wenn auch mit Un- Aushebung der recht, stets berief, wurden aufgehoben. Der Widerstand des katholischen Klerus, der sich auf die Treue des Volkes stützte und auf den Einfluß der Zer Widerstand Kaiserin Augusta wie auf die Friedensliebe des greifen Kaisers baute, nahm des katholischen zu, und die Erbitterung wuchs. Als nun nach dem Tode Papst Pius' Ix. Sm£§' der friedlicher gesinnte Leo Xiii. gewählt wurde, da glaubte Bis- Papst Leo xrn. marck die Zeit zur Herstellung des religiösen Friedens oder doch eines 1878- Waffenstillstandes gekommen. Auch die Mehrheit der Volksvertretung wollte Bismarcks Einteils aus Feindschaft gegen Bismarck, teils aus Furcht, das Volk werde Ienten" mehr und mehr der Kirche entfremdet, den Kampf nicht fortsetzen. Dazu kam, daß Bismarck zur Durchführung feiner neuen Steuerpolitik die Hülfe des Zentrums nicht entbehren konnte. So schied denn Falk aus dem Ministerium (1879), und Bismarck erhielt dann im Juli 1880 vom preußischen Landtage weitgehende Vollmacht zur Ordnung der kirchlichen Angelegenheiten. Er benutzte diese, um die Maigesetzgebung allmählich abzu- Abbruch der brechen und dafür die Hülfe des Zentrums zur Durchbringung wichtiger Mmgesetze seit Gesetze zu gewinnen. Bestehen blieben das Schulaufsichts-, das Zivilehe-und das Jesuitengesetz. Die katholische Kirche hat durch den langen Kampf außerordentlich an innerem Leben und äußerer Macht gewonnen. Zur Bekämpfung ultramontaner Überhebung wurde der Evangelische Bund ge- Evangelischer stiftet. Das Zentrum wurde im Verlaufe des sog. Kulturkampfes die zahl- S8unb 1886-reichste, oft ausschlaggebende Partei im Landtage wie im Reichstage. Doch ist es durch die Mitarbeit an der Gesetzgebung auch für den Reichsgedanken gewonnen. 3. Das Gerichtswesen. Wie jede große Staats-Gründung oder -Erneuerung, so hatte auch die Gründung des Deutschen Reichs die Schöpfung eines neuen Rechts und neuer Rechtsformen zur Folge. Schon im Nord-
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