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1. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 111

1915 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Zustnde unter den staufischen Kaisern.. ill in den Mittelpunkt des Weltverkehrs. Der Handel, welcher bisher Deutschland umgangen hatte (S. 85), bewegte sich jetzt der die Alpenstraen (Venedigbrennerulmaugsburgregensburg oder Genuamailand Septlmer bzw. St Gotthardrheintal) nach dem Sden und Westen unseres Vaterlandes, um von hier aus weiter nach dem nrdlichen Europa geleitet zu werden. Mit dem Handel blhte auch das deutsche Gewerbe krftig empor, da die nhere Bekanntschast der Deutschen mit dem Orient und die massenhafte Einfuhr morgenlndischer Waren (Reis, Gewrze, Farben, Kattun, Baumwolle, Seide, Teppiche usw.) die Lebensweise vollstndig umgestalteten (f. unten). Den grten Vorteil von dieser wirtschaftlichen Umwlzung hatten die Städte, welche an jenen Handelsstraen lagen: Ulm, Augsburg, Regens-brg, Nrnberg, Straburg. Worms, Mainz, Kln, Magdeburg, Lbeck u. a. Hier strmten daher groe Mengen Geldes zusammen, das jetzt im Verkehr eine grere Rolle zu spielen begann. So vollzog sich, zunchst in den Stdten, allmhlich der bergang von der Natural- zur Geldwirtschaft. e) Das husliche Leben (Nahrung, Kleidung, Wohnung, Beschftigung). Bei der Masse der Bauern herrschte im allgemeinen noch die alte Einfachheit. Aber die uerst gnstige wirtschaftliche Lage hob die Lebenshaltung aller Stnde und verfhrte auch manche Bauern zu bermigem Aufwand. Die meisten Vernderungen zeigt das Leben der Brger und Edelleute. Die Nahrung wurde mannigfaltiger und ausgesuchter, die Kleidung prchtiger und ppiger, die Wohnung bequemer und glnzender. Doch waren die Huser noch meistens aus Holz errichtet und mit Stroh gedeckt; auch hatten sie in der Regel noch keine Glasfenster. Die Straen in den Stdten waren noch nicht gepflastert. Jeder Brger hielt Khe und Schweine zu feinem Hausbedarf; ein groer Teil der Stadtflur diente zu Nutzgrten1. Die Lebensweise der reichen Kaufleute (Patrizier) richtete sich nach der des Lanbabels; auch sie liebten besonders Turniere. ch Das geistige Leben (Kirche und Schule, Wissenschaft und Kunst). Die Kirche beherrschte nach wie vor das ganze Schulwesen und fast alle Zweige der Wissenschaften und Knste. Die alten Klosterschulen der Benediktiner wurden von den Bildungsanstalten der Bettelorden berflgelt. In Kln wirkte im 13. Jahrhundert der Dominikaner Albertus Magnus, der grte deutsche Gelehrte des Mittelalters, der beim Volke fr einen Zauberer galt (vgl. S. 70). Wie die Masse des Volkes, so erhielten auch die ritterlichen Kreise meistens keinen Schulunterricht in unserem Sinne und konnten daher weder lesen noch schreiben. Aber der angehende Ritter lernte die Kunst des Gesanges (S. 109) und die aus Frankreich bernommenen Sagen von Karl d. Gr. und Rotanb, von Aneas und dem trojanischen Kriege, von Alexander d. Gr., dem britischen König Artus (S. 26) und seiner Tafelrunde. Auch die Sagen von den Helden der Vlkerwanderung wurden in diesen Kreisen gern gehrt und bearbeitet. Zugleich mit der erzhlenden Poesie (Epik) erblhte die Lyrik (Minnegesang). Statt der Geistlichen erscheinen die Ritter als die Trger der Dicht-kunst. Die Reihe der Epiker erffnet Heinrich von Veldeke, der das S)ie Einwohnerzahl war daher viel geringer als die unserer heutigen Gro-stdte. In der grten Stadt (Kln) wohnten damals etwa 20 00030 000 Seelen.
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