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1. Geschichte des Altertums - S. 98

1889 - Wiesbaden : Kunze
98 Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum. Sinne; ohnmächtig sank sie zu Boden, und als ihr das Bewußtsein zurückgekehrt war, brach sie in Jammer und Wehklagen aus. Der greise Vater Priamos aber konnte den herben Gedanken nicht ertragen, daß sein geliebtester Sohn den Hunden zur Speise dienen solle. In seinem gerechten Schmerz überraschte ihn eine Botschaft der Götter, welche mahnten, er solle sich aufmachen und in das Lager des Achilleus fahren, um den Sohn auszulösen. Ihren Worten vertrauend, ließ Priamos den Wagen anschirren, und von Hermes begleitet, gelangte er durch das Dunkel der Nacht in das Zelt des Achilleus. Er warf sich ihm zu Füßen, umfaßte die Kniee, küßte die Hände, welche den unvergeßlichen Sohn ihm gemordet hatten, und sprach flehend also: „Gedenke, göttergleicher Achilleus, deines alten Vaters! Vielleicht bedrängen auch ihn feindliche Nachbarn und bereiten ihm Angst und Not; vielleicht ist er ohne Hilfe wie ich. Doch bleibt ihm die Hoffnung, feinen geliebten Sohn von Troja heimkehren zu sehen. Ich hatte 50 Söhne und bin der meisten in diesem Kriege beraubt worden und zuletzt durch dich des einzigen, der die Stadt und uns alle zu beschirmen vermochte. Darum komme ich nun zu den Schiffen, ihn, meinen Hettor, von dir zu erkaufen, und bringe unermeßliches Lösegeld. Scheue, die Götter, o Achilleus, erbarme dich meiner, gedenke des eignen Vaters! Ich bin des Mitleids noch werter. Dulde ich doch, was noch kein Sterblicher geduldet hat, und drücke an die Lippe die Hand, welche mein Kind mir getötet". Beide weinten. Endlich sprang Achilleus vom Sessel empor, hob den Greis voll Mitleid auf und gewährte ihm seine Bitte. Er verließ das Zelt, ließ Hektors Leichnam waschen, salben und bekleiden, legte ihn selbst auf ein Lager und kehrte dann zu Priamos zurück. Hierauf ließ er ein Mahl besorgen und bewirtete seinen Gast; darnach bereitete er ihm ein Lager in der Halle und begleitete ihn zur Ruhe. Vor Anbruch des Tages aber weckte Hermes den Greis und mahnte ihn zur Rückkehr nach Troja, wohin er auch glücklich gelangte. Achilleus hatte dem Könige Priamos eine Waffenruhe von elf Tagen zur Bestattung des edlen Hektor verheißen; sobald diese verstrichen waren, entbrannte der Kampf von neuem. Achilleus erschlug noch viele Trojaner und verfolgte sie bis vor die Stadt. Hier schickte er sich an, die Thorflügel aus den Angeln zu heben, als Apollo, den Troern günstig gesinnt, den Olymp verließ und den Helden mahnte, vom Kampfe abzulassen. Doch Achilleus trotzte der Warnung des Gottes. Da verhüllte sich der zürnende Apollo in ein schwarzes Gewölk, legte einen Pfeil auf seinen Bogen und schoß aus dem Nebel ihm in die verwundbare Ferse, daß er zusammenstürzte. Zwar zog Achilleus den Pfeil aus der Wunde, sprang noch einmal auf und stürzte unter die Feinde; allein bald erstarrten ihm die Glieder, und todeswund sank er unter die anderen Toten. Nach einer anderen Erzählung hat Polyxena, eine Schwester Hektors, den Achilleus so gefesselt, daß er beschloß, sich mit ihr zu vermählen. Im Haine vor der Stadt, im Tempel des Apollo, besprach er sich deshalb mit den Troern. Da schoß Paris, der ihm nie im offenen Kampfe entgegen zu treten gewagt hatte, aus dem Hinterhalte einen Pfeil auf ihn ab, und Apollo lenkte das tödliche Geschoß auf die einzige verwundbare Stelle des Körpers, auf die Ferse des Achilleus. Als sein Leichnam nach den Schiffen ge-
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