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1. Geschichte des Altertums - S. 104

1889 - Wiesbaden : Kunze
104 Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum. glänzendes Auge mitten in der Stirne; seine Beine glichen tausendjährigen Eichstämmen. Während die Griechen vor Entsetzen sich in einen Winkel der Höhle flüchteten, trieb der Cyklope die Schafe und Ziegen, welche er melken wollte, in die Felsenkluft, ließ die Widder und Böcke draußen und setzte einen gewaltigen Felsblock vor den Eingang der Höhle, den kaum 22 starke vierrädrige Wagen hätten wegschaffen können. Als er die Herde gemolken und an der Milch sich gelabt, die übrig gebliebene aber in Geschirren aufbewahrt hatte, zündete er Feuer an. Da bemerkte er die Fremdlinge und fragte nach ihrem Begehren. Bei dem rauhen Gebrülle erschraken die Griechen; doch Odysseus faßte Mut und erwiderte: „Wir sind verirrte Griechen und kommen von Troja; hilf uns in unsere Heimat und gieb uns ein Gastgeschenk." Aber Polyphem lachte den Odysseus aus, packte zwei seiner Gefährten, warf sie zu Boden und tötete sie, worauf er sie verspeiste. Die Griechen erbebten vor solchem Frevel, konnten aber nicht entfliehen, da der Eingang verschlossen war. Nach dem Mahle streckte sich der Unhold auf den Boden hin und schlief ein. Am andern Morgen packte er wieder zwei Griechen und aß sie ebenfalls vollständig auf. Darnach trieb er seine Herde auf die Weide, verschloß die Höhle sorgfältig und überließ die Griechen ihrem Schicksal. Indessen ersann Odysseus eine List, wie er und seine Genossen dem Tode entrinnen könnten. Da lag die mächtige Keule des Cyklopen, so lang und dick wie der Mast eines zwanzigrudrigen Schiffes. Odysseus befahl seinen Gefährten, die Keule zu glätten, er selbst spitzte sie oben zu, brannte die Spitze an und verbarg die Keule sorgfältig in der Höhle. Als nun abends der Cyklop heimkehrte, verschloß er abermals die Höhle, packte wieder zwei Fremdlinge und verschlang sie. Jetzt näherte sich ihm Odysseus, reichte ihm eine Kanne voll Wein und sprach: „Da, nimm, Cyklop, und trink!" Der Cyklop kostete, trank und leerte die Kanne mit einem Zuge. Darauf sprach er freundlich: „Fremd-ling, gieb mir noch mehr zu trinken, und sage mir auch, wie du heißest, damit ich dir ein Gastgeschenk geben kann." Odysseus füllte noch zweimal die Kanne, und immer leerte sie Polyphem in einem Zuge. Jetzt erzählte Odysseus, wie er einen gar seltsamen Namen führe, denn er heiße Niemand. Vater, Mutter und Freunde hätten ihn immer den Niemanb geheißen. „Schön," stotterte Polyphem, „den Niemand verspeise ich zuletzt, das soll fein Gastgeschenk sein." Nach biesen Worten schlief der Unholb ein. Jetzt holte Odysseus den zugespitzten Pfahl, brannte ihn an, daß er glühte, und stieß ihn mit Hilfe feiner Gefährten ins Auge des Cyklopen, daß das Blut mächtig hervorquoll. Laut brüllte der Unhold vor Schmerz, daß die Höhle erdröhnte und die Nachbarn herzu-liefen, um zu sehen, was ihrem Freunde fehle. Als sie ihn aber fragten, wer ihm etwas zu Leibe gethan hätte, rief er: „Niemand tötet mich!" Da meinten die Nachbarn, ihr Freund müsse nicht recht bei Sinnen fein, und entfernten sich wieder. Am andern Morgen erhob sich Polyphem von seinem Lager, nahm mit den Hänben tappenb und tastenb den gewaltigen Felsblock vom Eingang, setzte sich in die Pforte und achtete daraus, daß keiner der Griechen ihm ent-wischen könne. Odysseus jochte aber je brei Wibber zusammen und verbarg jebesmal unter bent mittleren einen Gefährten, sich selbst wählte er den stattlichsten Bock und klammerte sich in die bicke Wolle unter bcmfelben fest. Ob-
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