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1. Geschichte des Altertums - S. 109

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 14, 8. Die Irrfahrten des Odysseus. 109 Eumäos stammte aus königlichem Geschlechte und war ein verständiger Mann und treuer Diener. Er bewirtete den unansehnlichen Gast, und während dieser aß und trank, setzte sich Eumäos zu ihm und redete ihn an. Er klagte über den Frevel der Freier und erzählte, daß sein guter Herr schon zwanzig Jahre von Hause abwesend sei. Vergeblich habe Telemach Erkundigungen über den Vater eingezogen, und darum glaube er fest, Odysseus sei schon längst tot. Da fiel der vermeintliche Bettler dem göttlichen Sauhirten hastig in die Rede und beteuerte ihm, Odysseus werde bald kommen und Rache an den Freiern nehmen. Allein Eumäos schenkte ihm keinen Glauben. Das Zusammentreffen mit Telemach. Am folgenden Tage kam Telemach von der Reise zurück. Er war auf Kundschaft ausgezogen, hatte aber keine Nachricht von seinem Vater erhalten können und war nur mit Mühe den Nachstellungen der Freier entgangen. Wie freute sich Odysseus, als sein stattlicher Sohn eintrat. Er erhob sich von seinem Sitze, doch Telemach hieß ihn freundlich sich wieder setzen, er werde auch schon einen Sitz finden. Unerkannt hörte jetzt der Vater aus dem Munde des Sohnes den Zustand seines Hauses und freute sich innigst, als dieser den Sauhirten in die Stadt sandte, um der Mutter seine glückliche Ankunft zu hinterbringen. Schnell entfernte sich Eumäos; Vater und Sohn waren allein. Jetzt gab Athene dem Odysseus die frühere Gestalt wieder, hüllte ihn in einen kostbaren Mantel und Leibrock und zeigte die schöne und kräftige Heldengestalt dem Sohne, der ihn staunend für einen Gott hielt. „Nein, ein Gott bin ich nicht", versetzte Odysseus, „ich bin dein Vater, der zwanzig Jahre von Haus und Hof fern umherirrte." So feierten nach langer Trennung Odysseus und Telemach die Freude des Wiedersehens; sprachlos ruhte einer in den Armen des andern. Rasch teilte Odysseus dem Sohne seinen Plan mit, wie er an den Freiern blutige Rache zu nehmen gedenke, und empfahl ihm strenge Verschwiegenheit. Dann nahm er wieder seine Bettlergestalt an, damit der zurückkehrende Eumäos ihn nicht sofort erkennen möchte. Telemach begab sich am folgenden Tage nach der Stadt, und auch Odysseus ging in Begleitung des Eumäos dahin. Schon aus der Ferne klang Gesang und Harfenspiel aus dem Palaste herüber, und feiner Bratenduft kam ihnen entgegen. Jetzt traten beide in den Vorhof. Da lag der Lieblingshund des Odysseus, der alte, treue Argos, dem Tode nahe. Das treue Tier erkannte seinen- Herrn trotz seiner Verwandlung, wedelte ihm noch einmal freundlich entgegen und versuchte zu ihm heranzukriechen; allein die Kräfte verließen es, und es starb. Odysseus verbarg seine Thränen und trat in seinen Palast, wo die Freier gerade beim Schmause saßen. Jeder hatte ein Tischchen vor sich und ließ sich Brot, Braten und Wein bringen. Der verkleidete Bettler setzte sich auf die Thürschwelle und bettelte, aber die Freier höhnten ihn; einer warf ihm eine Kuhpfote an den Kopf, ein anderer schleuderte einen Fußschemel auf ihn. Odysseus ertrug dies alles geduldig und getröstete sich der nahen Rache. Penelope. Am Abend entfernte er mit Telemach alle Waffen aus dem Saale und begab sich darauf zu Penelope, die ihn zu sehen gewünscht hatte. Sie hatte von Eumäos seine Ankunft vernommen und wollte ihn ausfragen, ob er nichts von Odysseus erfahren habe. Odysseus erzählte ihr,
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