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1. Geschichte des Altertums - S. 193

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 30. Die griechischen Frauen. 193 persönlich kennen lernten. Sollte eine Ehe eingegangen werden, so fand erst die Verlobung von Seiten des Vaters und dann die Mitnahme der Jungfrau durch den Bräutigam statt, natürlich mit Zustimmung der Eltern und Verwandten. Ausländerinnen wurden von keinem Spartaner geehelicht. Die spartanische Frau, welche im Hause als Gebieterin waltete und von ihrem Manne mit dem Namen Herrin geehrt wurde, erschien öffentlich nur verschleiert. Ihnen war weit weniger Freiheit gestattet, als den Mädchen, welche öffentlich mit unverhülltem Antlitz erscheinen und sogar an den Spaziergängen und Übungen der Jünglinge teil nehmen durften. Bei dieser Lebensweise ist es erklärlich, daß die Spartanerinnen nicht im mindesten scheu und schüchtern auftraten; im Gegenteil werden sie uns als keck und kühn geschildert. Manche Äußerungen spartanischer Frauen, deren uns eine große Zahl überliefert sind, zeugen zwar von großer Vaterlandsliebe, aber von wenig Weiblichkeit. Wir wollen einige dieser Äußerungen mitteilen. Eine Spartanerin empfing ihren Sohn, welcher der Schlacht entronnen war, mit den Worten: „Es wäre besser, du wärest tot geblieben." — Als die Schlacht bei Leuktra verloren war, trugen die Gattinnen und Mütter der Erschlagenen ein freudiges Antlitz zur Schau, die der Lebenden verbargen ihr schamvolles, trauerndes Auge. — Eine Mutter tötete ihren Sohn, der in der Schlacht nicht stand gehalten hatte, mit den Worten: „Das war nicht mein Sohn!" — Eine andere, welche von ihrem Sohne vernommen hatte, er habe sich durch die Flucht gerettet, schrieb ihm: „Ein übles Gerücht hat sich über dich verbreitet; mache ihm ein Ende oder höre auf zu leben!" — Ein Sohn erzählte seiner Mutter den rühmlichen Tod seines Bruders. „Schämst du dich denn nicht," rief sie aus, „eine solche Reisegesellschaft unbenutzt gelassen zu haben?" — Eine Mutter, welche ihre fünf Söhne in den Krieg geschickt hatte, wartete an den Thoren der Stadt auf Nachricht von dem Ausgange der Schlacht. Als nun jemand kam und auf ihre Frage erzählte, daß alle ihre Söhne umgekommen seien, entgegnete sie ihm: „Darnach frage ich nicht, du feiger Sklave, sondern wie es mit dem Vaterlande steht." Als aber dieser versicherte, es habe gesiegt, rief sie aus: „Gut, nun vernehme ich gern den Tod meiner Söhne." — Ein Bruder erzählte seiner Schwester den rühmlichen Tod ihres Sohnes. „So sehr ich mich darüber freue," entgegnete sie, „eben so sehr betrübt es mich um dich, daß du an der ehrenvollen Reisegesellschaft keinen Anteil genommen hast." Diese Handlungen und Äußerungen sind unnatürlich und un- Casfians Weltgeschichte I. 6. Aufl. t>. Ph. Beck. 13
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