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1. Geschichte des Altertums - S. 252

1889 - Wiesbaden : Kunze
252 Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum. trieben, beschloß der karthagische Senat, das Äußerste zu wagen und lieber unter den Mauern der Stadt den Tod zu suchen als den geliebten Boden der teuren Meeresheimat aufzugeben. Kühner Kampfesmut und tiefe Begeisterung erfaßte nun alle Stände; das ganze Land erhob sich wie ein Mann. In allen Tempeln schmiedete man Waffen und Schilde; die Frauen opferten dem Vaterlande ihr Geschmeide, schnitten ihr langes Haar ab und flochten Bogensehnen daraus; jeder arbeitete und half nach Kräften. Wie erstaunten die römischen Konsuln, als sie bei ihrer Ankunft die Stadt befestigt und die Wälle von unzähligen Scharen bewaffneter Männer besetzt sahen! Das hatten sie nicht erwartet. Die Karthager schlugen alle Angriffe der Römer heldenmütig ab, nahmen ihnen die Zufuhren weg, schlugen sie sogar in mehreren Treffen und blickten voll Vertrauen in die Zukunft. So verstrich das erste und zweite Jahr höchst ungünstig für die Römer. Da wählten sie das dritte Jahr den jüngeren Scipio zum Oberfeldherrn. Dieser war ein Sohn des Ämilius Paullus, des Siegers von Pydna und von dem Sohne des älteren Scipio Afrikanus an Sohnes Statt angenommen worden. Mit seiner Ernennung wandte sich das Kriegsglück der Karthager. Er landete mit einer bedeutenden Verstärkung, schloß Karthago immer enger ein, erstürmte die Hafenstadt und drang dann in die Straßen Karthagos selbst ein. Hier entstand ein entsetzliches Kämpfen und Morden. Pfeile, Wurfspeere, Steine, Balken, Gefäße mit siedendem Wasser wurden auf die Römer geschleudert; diese schonten in ihrer Wut weder Weiber noch Kinder und warfen die Brandfackel in die mit Menschen gefüllten Häuser. Über rauchende Trümmer drangen sie nach sechstägigem Kampfe zur Burg vor, welche Hasdrubal zuletzt noch mit 900 römischen Überläufern verteidigte. Als diese keine Rettung mehr sahen, steckten sie den Tempel in Brand und warfen sich in die Flammen. Nur Hasdrubal erschien heimlich mit einem Ölzweig in der Hand vor Scipio und erhielt Gnade, während seine heldenmütige Gemahlin mit ihren Kindern, um der Knechtschaft zu entgehen, den Tod in den Flammen suchte. So sank Karthago 146 in Staub und Asche. Sein Gebiet wurde unter dem Namen Afrika zu einer römischen Provinz gemacht , die Stätte aber, wo die verhaßte Nebenbuhlerin Roms gestanden hatte, verflucht und den wilden Thieren preisgegeben. Von 700000 Karthagern waren nur 60 000 am Leben geblieben, welche gefangen nach Rom gebracht oder als Sklaven verkauft wurden.
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