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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 253

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 253 - Gutsherr seine Pacht, die Geistlichkeit den Zehnten durch Steuer-Pchter eintreiben, welche die Leute unbarmherzig anspluder-ten. Um nicht durch diese Wlfe und Blutegel" um alles ge-bracht zu werden, geno der Bauer nur verstohlen anstndige Nahrung; Hungersnot und Brotkrawalle kamen hufig vor; der Wildschaden war ebenso schlimm wie in Deutschland vor dem Bauernkriege. Der wohlhabende Brgerstand aber mute dem König immer wieder Arbeiten liefern und Geld vorschieen; dafr ver-langte er Einsicht in die Fhrung des Staatshaushaltes. Dabei verscherzte Ludwig Xv. noch mehr als der Regent durch wrdelose Haltung die Achtung seines Volkes. Dieser Zeitgenosse des groen Friedrich beschftigte sich am liebsten mit Sticken, während seine Freundin, die Marquise von Pompadour, die Regierungsgeschfte erledigte. 2. Da fanden denn die Freiheitslehren von Schriftstellern wie Voltaire und Rousseau fruchtbaren Boden; die begin-nende Auflehnung der amerikanischen Hinterwldler lockte zur Nachahmung, als Ludwig Xv. starb. Sein zwanzigjhriger Enkel, Ludwig Xvi., warf sich mit seiner holden Gattin Marie Antoinette, Maria Theresias Tochter, auf die Knie, um Kraft betend zu dem schweren Amte, das er viel zu jung auf sich nehmen msse. Diese Kraft hat er nie gewonnen. Bald nach seinem Regierungsantritte bat ihn einer seiner Intendanten (Statthalter) um Entlassung; er wolle das Volk nicht erdrcken durch weitere Steuern. Ihn machte Ludwig zu seinem Finanzminister, und Turgot hielt ihn eindringlich zur Sparsamkeit an und zur Bezahlung der Staatsschulden; er drfe auch die, welche er liebe, nicht bereichern auf des Volkes Kosten. Mit Feuereifer ging der Minister an die Beseitigung der Mi-stnde; der Ha der Schurken ist meine Ehre," sprach er. Da Geistlichkeit und Adel vom Staate die grten Vorteile genssen, sollten sie eine Ehre dareinsetzen, nicht abgabenfrei zu sein, während dem Baner wegen rckstndiger Steuer der Koch-topf gepfndet werde. Ludwig urteilte: Die einzigen, welche fr das Volk ein Herz haben, sind Turgot und ich." Allein der Hof und die belberatene Knigin drngten so lange, bis Lndwig den edetn Mann in Ungnaden entlie. Ein spterer Minister, der Genfer Bankier Necker, nahm Turgots Gedanken wieder auf: Sparsamkeit am Hof und Ein-bernfnng der stnde (Etats g^neraux); diese Vertretung der Geistlichkeit, des Adels und der Städte war seit fast zwei Jahrhunderten nicht mehr versammelt worden.
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