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1. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 34

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
34 Odysseus von Jthaka. mit zwölf Gefährten auf, um Menschen zu suchen. Sie fanden einen weiten, mit einem Zaun umhegten Hofraum für große Viehherden und in der Mitte den hohen Eingang einer dunklen Felsenhöhle. Sie wagten sich hinein und fanden in dem weiten Raume der Höhle eine Menge junger Lämmer und Zicklein in Verschlügen eingesperrt. An allen Wänden standen große Kübel voll Milch und Körbe voll Käse. Die älteren Tiere aber und der Bewohner der Höhle fehlten. Die Gefährten des Odysseus wollten nun schnell von den Käsen nehmen und dann entfliehen, denn es wurde ihnen unheimlich in der riesigen Höhle. Der Held aber wollte nicht den Besitzer bestehlen und heimlich entfliehen, er wollte ehrlich um Gastfreundschaft bitten. So wartete er, bis es Abend war. Da endlich hörten sie das Blöken vieler Schafe und Ziegen, und der Herde voran kam der Hirte, ein Riese, der aussah wie ein wandelnder Berg. Krachend warf er ein Bündel Reisholz, mit dem er sich Feuer machen wollte, in die Höhle, sodaß die Fremden entsetzt in die hintersten Winkel flohen. Nun trieb der Riese die Schafe und Ziegen herein, die er melken wollte, die Böcke aber ließ er draußen im Hofe und versperrte den Eingang durch einen riesigen Felsblock, sodaß keiner der Männer entwischen konnte. Dann setzte er sich nieder und melkte seine Tiere. Dabei konnten ihn die Männer betrachten: es war Poly-phem, der stärkste der Ky kl open, mit nur einem Auge mitten auf der Stirn. Als er fertig war, zündete er sich ein Helles Feuer an, und nun erblickte er auch die Männer, die sich scheu in die Ecken drückten. Laut brüllte er auf vor Grimm und fragte sie, wer sie seien; aber mutig trat Odysseus vor und sprach: „Wir sinb Griechen und sinb vom Sturme hierher verschlagen. Wir bitten bich um ein Gastgeschenk! Du weißt, irrenbe Fremdlinge stehen im Schutze des Zeus! Darum scheue die Götter und nimm dich unser an!" — Hohnlachend schrie der Riese: „Warum sollten wir Kyklopen die Götter ehren? Wir sind ja viel stärker als sie!" Dabei packte er mit jeder Hand einen Gefährten des Odysseus am Bein, schmetterte sie gegen den Boden, daß der Kopf zersprang, zerriß sie in Stücke und verschlang sie, ohne daß einer ihm wehren konnte, mit Haut und Haaren und Knochen. Dann trank er einen riesigen Kübel Milch aus, fiel dann dick und faul auf die Erde neben dem Vieh und begann alsbald furchtbar zu schnarchen. Aber auch im Schlaf durfte ihm Odysseus nichts tun, denn wenn er ihn tötete, waren sie auf ewig eingesperrt, niemand als der Kyklop konnte den Eingang aufsperren. Zweiundzwanzig vierrädrige Wagen konnten den Felsblock nicht von der Stelle schleppen. So erwarteten sie zitternb bett Morgen. Als der Riese erwachte, packte er wieber zwei Gefährten und fraß sie. Dann nahm er den Felsblock vom Ausgang und ließ das blökenbe Vieh heraus. Schnell aber sperrte er den Fels wieder vor, und kein Grieche konnte entschlüpfen. Nun hatte Obysseus den ganzen Tag Zeit, Pläne zu machen, und der Schlaue wußte sich zu helfen: in der Höhle lag die Keule des Riesen, so lang und
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