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1. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 37

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Odysseus bei Kirke. 37 und trieben es weit fort. Wohl fuhr Odysfeus empor, aber es war zu spät; die bösen Winde waren frei, und das Schiff trieb auf unbekannten Meeren. 3. Odysseus bei Kirke. Todmüde liefen eines Abends die Seefahrer an einer Küste an und ruhten auf dem Strande zwei Tage und Nächte. Sie hatten aber nichts mehr zu essen; da wagte sich Odysseus allein in den tiefen Wald, der die ganze Insel zu bedecken schien. Er erklomm eine Anhöhe, überschaute das Land und sah, daß in der Mitte der Wald sich lichtete; von dort stieg Rauch empor, und er glaubte auch die weißen Mauern eines Hauses zu erkennen. Er merkte sich die Richtung und stieg hinab. Da traf er am Bach einen stattlichen Hirsch, erlegte ihn und trug ihn auf der Schulter ins Lager. Jubelnd empfingen ihn die Genossen und rüsteten den Hirsch zur Mahlzeit. Als alle satt waren, gingen sie neugestärkt zur Ruhe. Am nächsten Morgen aber erzählte ihnen Odysseus, was er gesehen hatte. Dann teilte er die Schar in zwei Haufen, die Führung des einen übernahm er selbst, die des andern gab er Eurylochos. Nun losten die beiden Führer, wer zuerst gehen sollte, und das Los traf Eurylochos. Alsbald machte sich der mit seinen zweiundzwanzig Genossen auf; aber alle klagten, denn sie fürchteten Schlimmes. Odysseus harrte indes am Strande, und als der Abend sank, kam Eurylochos weinend allein. Sie hatten ein prächtiges, weißschimmerndes Haus erreicht, aus dem ihnen lieblicher Gesang entgegentönte. Eine holde Göttin hatte sie lächelnd eingeladen, hereinzukommen, und sie alle waren gefolgt; nur Eurylochos hatte ihr mißtrant und war draußen geblieben. Bald aber hatte er ein wildes Wehgeschrei der Freunde gehört, und keiner war wieder herausgekommen. Da war er entflohen. — Kaum hatte Odysseus den Bericht gehört, da warf er sein Schwert um, auch Bogen und Köcher, und befahl Eurylochos, ihn selbst hinzuführen. Doch der bebte vor Angst und weigerte sich. Da ließ Odysseus alle zurück und ging allein den Weg; denn er wollte die gefangenen Genossen nicht im Stiche lassen. Wohl war das Land, durch das er wanderte, zauberisch schön: die prachtvollen Wälder lichteten sich immer mehr, und ein weißes Haus leuchtete ihm entgegen; aber ihm wurde unheimlich dabei, denn wilde Tiere, Löwen und Panther und Wildschweine, schlichen umher. Sie waren ganz zahm und schauten ihn mit großen traurigen Augen an, als wollten sie ihn warnen. Er aber ließ sich nicht entmutigen; da erbarmten sich seiner die Götter: plötzlich stand ein schöner Jüngling mit goldenem Stabe vor ihm, es war der Götterbote Hermes. Der erzählte ihm, seine Gefährten seien bei der Zauberin Kirke, der Schwester des Aeetes, und seien alle in Schweine verwandelt. „Gegen ihre Zauberkunst", sprach er, „hilft dir kein Mut! Aber nimm hier dieses Wunderkraut! Trägst du das bei dir, so kann sie dich nicht verwandeln!" Dabei gab ihm der Gott eine kleine weiße Blume und verschwand. Sorgfältig barg der Held das Blümchen im Gürtel und schritt nun mutig zu der Tür, aus der ihm lieblicher Gesang entgegentönte. Durch
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