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1. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 50

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
50 Lebensbild einer Athenerin. Ix. Lebensbild einer Athenerin. A. Kinderleben. Sie war die Tochter eines angesehenen athenischen Bürgers. In ihre frühesten Kinderjahre fiel der Tag von Salamis. Mit großen erstaunten Kinderaugen stand damals das kleine Mädchen am Strande der Insel und hob mit Greisen und Frauen die Hände zu den Göttern, während Schlachtgesang und wildes Geschrei herübertönte. Als dann die Gefahr vorüber war, stand ihr Vaterhaus als eines der wenigen wohlerhalten unter den Trümmern, ein vornehmer Perser hatte während des Krieges darin gewohnt. Aber dennoch war es eine traurige Heimkehr; denn der Vater kam nicht wieder, er war bei Salamis den Heldentod gestorben. So wuchs sie unter der Obhut der Mutter heran. Ein stilles, glückliches Leben führte das Kind in dem stillen Hause, das der Vater einst gebaut hatte. Wohl war es klein und bescheiden wie alle athenischen Bürgerhäuser, aber für die kleine Familie war es doch noch zu groß. Einen sonnigen Hof umschloß es, von Säulengängen umgeben und mit Gebüsch bepflanzt. Den aber betrat das Kind selten; er lag nahe an der Straße, nur ein schmaler Gang führte von der Haustür dahin. Dort empfing man Fremde, Händler, Freunde und Verwandte. Dort stand in der Mitte der heiligste Altar des Hauses, der des Zeus, wo an Festtagen geopfert wurde. Rings um den Hof waren kleine Vorratskammern, Wohnungs-und Arbeitsräume der Sklaven. Nur an der Rückwand war ein großer, offener Saal, von dem aus man den ganzen Hof überschaute. Dorthin durfte das Kind jeden Morgen im reinen weißen Leinenkleide mitkommen, wenn sich alle Hausgenossen um den Altar der Hestia, der Göttin des häuslichen Herdes, versammelten und die Mutter in der heiligen Flamme des Altars Weihrauch verbrannte und im Gebet die Götter anrief. — Sonst aber war das Reich der Frauen und Kinder hinter diesem Saale: dort waren die Wohn- und Schlafräume, dort war auch ein kleiner Garten mit Bäumen und Gebüsch. — Das Kind hatte erst eine ältere Pflegerin, die die Mutter schon aus dem Elternhause mitgebracht hatte; diese kleidete es, gab ihm zu essen, wiegte es in ihren Armen oder in einer aufgehängten Schaukel und beruhigte es mit einer Kinderklapper. — Als das Mägdlein aber größer wurde und umherlief, da konnten die alten Füße der Pflegerin nicht mehr so schnell folgen. Nun kaufte die Mutter eine junge, schöne Sklavin aus Lydien; als die ankam, führte man sie an den Altar der Hestia, legte Opferkuchen aus Weizenmehl und Honig in die Flamme, und die Mutter rief die Götter um ihren Segen an. So war die neue Sklavin aufgenommen, und dem kleinen Mädchen gefiel sie sehr gut, es nannte sie Lydia. Nun begann ein fröhliches Leben! Lydia konnte wunderschön Ball spielen, mit drei Bällen zugleich; auch machte sie prächtige Bälle aus Leder, stopfte
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