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1. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 134

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
134 Karl der Große. trat der Papst hinzu und setzte ihm eine Krone auf, und das ganze Volk rief: „Dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten großen und friede-bringenden Kaiser der Römer Leben und Sieg!" Darauf kniete der Papst vor ihm nieder und huldigte ihm als Erster, und man nannte ihn hinfort „Kaiser" und „Augustus". So war ein Teutscher an die Stelle der römischen Kaiser getreten; ein neues Weltreich war gegründet: man nannte es später „das heilige römische Reich deutscher Nation". v. Friedenstätigkeit und häusliches Leben. Aber wir können den großen Kaiser auch von einer andern Seite kennen lernen; wir können hinein-sehen in sein häusliches Leben und seine Tagesarbeit. Kluge Männer seines Hofes haben uns über das alles genaue Berichte aufgeschrieben. Sehen wir uns einmal an, wie ein gewöhnlicher Tag im Leben Karls des Großen aussah! Zu Aachen weilt er am liebsten. Jeden Morgen schreitet er dort um 6 Uhr von seinem Palaste durch einen bedeckten Gang in die prachtvolle, acht-eckige Hofkapelle, die er nach dem Vorbilde italienischer Kirchen gebaut hat und die noch heute den Hauptteil des Aachener Domes bildet. Dort hört er jetzt die Messe und freut sich, wenn dabei die Gesangschöre gut klingen. Er hat sich nämlich italienische Sänger kommen lassen, die müssen seine Deutschen das Singen lehren; denn laut können seine Franken wohl singen, aber nicht schön. Nach der Messe geht er in den Palast. Seine zwei Söhne nehmen ihm Mantel und Schwert ab, und die sechs lieblichen Töchter bringen den Morgenimbiß: Wein, Brot und Obst, und es schmeckt ihm gut. Trotz seines weißen Haares sind seine blauen Augen frisch und jugendlich, seine Gesichtsfarbe gesund. Gern sieht er alle seine Töchter um sich und freut sich, wenn sie mit zierlichen, selbstgewebten Gewändern und frischen Blumen geschmückt sind. — Dann folgt die Arbeit des Vormittags. Bittende, Klagende kommen aus allen Teilen des Reiches und finden aufmerksames Gehör, und wehe dem Beamten, den Karl dabei auf einem Unrecht betrifft! Dann kommt ein „Königsbote" und erstattet genauen Bericht von feiner Reise. Karl hat nämlich sein ganzes Reich in „Gaue" geteilt und über jeden Gau einen „Grafen" gesetzt. Zu diesen allen schickt er seine „Königsboten" umher, die kommen unerwartet und schauen, ob der Graf feine Schuldigkeit tut, dann berichten sie dem Könige. Eben hört dieser einen Bericht aus ganz fernen Gauen seines Reiches; aber es steht alles gut: die Feinde fürchten sein Schwert, die Grafen sein Auge. Nun läuft auch eine Abrechnung ein von einem seiner Meierhöfe, und Karl läßt es sich nicht verdrießen, sie genau durchzusehen, und schreibt darunter, wie viele Hühner und Gänse der Meier im nächsten Monat an den Hof liefern soll, und fragt nach dem Weinbau. — Doch da schlägt es zwölfmal an der großen Uhr, die Karl als Geschenk vom Sultan Harun al Raschid fern aus Bagdad bekommen hat; — die Franken können nur Sonnenuhren machen. Jetzt ist die Zeit des Mittagessens, und
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