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1. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 189

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Der Große Kurfürst, als Kriegsheld. 189 so geschieht es noch heute. So hat er in rastloser Arbeit erreicht, daß kein deutsches Land sich so schnell von den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges erholte wie Brandenburg. Dazu war er gegen alle Untertanen gleich; er wollte von den Streitigkeiten zwischen Christen und Juden, Katholiken und Protestanten, Lutheranern und Reformierten nichts wissen. Noch in seinem Testamente sagte er: „Der Fürst hat allen seinen Untertanen ohne Unterschied der Religion ein liebevoller Landesvater zu sein!" — E. Der Große Kurfürst als Kriegsheld. Nicht so viel wie im Innern hat Friedrich Wilhelm nach außen geleistet; dazu war seine Macht zu gering, die Zeit zu schwierig. In Frankreich herrschte damals König Ludwig Xiv., er, dessen glänzende Hofhaltung in Versailles, dessen Allongeperrücken, dessen Sprache alle die kleinen deutschen Fürsten nachäfften, und der dafür Deutschland mit Füßen trat. Er griff Holland an, das sich nur durch Überschwemmung des ganzen Landes retten konnte. Er hat später mitten im Frieden die alte deutsche Reichsstadt Straß bürg fortgenommen; er hat wider alles Recht die Pfalz beansprucht, und als er sie nicht behaupten konnte, hat er sie vor dem Abzüge fürchterlich verwüsten und das prachtvolle Heidelberger Schloß ganz ohne Not in Brand stecken lassen. Der deutsche Kaiser, von Osten her von den Türken bedrängt, ließ sich das alles gefallen, und Friedrich Wilhelm, so weit er es noch miterlebt hat, konnte allein dem allen nicht wehren. Wohl griff er ein, als Holland bedroht wurde, er führte seine Truppen dem Kaiser zu, dessen Heer am Rheine stand. Da hetzte Ludwig Xiv. die Schweden gegen ihn ans, daß sie hinter seinem Rücken in sein Land einfielen und dort schrecklich hausten. Trotzdem harrte der Kurfürst noch am Rheine aus; als er aber einsehen mußte, daß der kaiserliche Feldherr nicht vorwärts kam, nichts wagen wollte, da kehrte er plötzlich um, marschierte in zwanzig Tagen vom „Rhein bis an den Rin" und lieferte den Schweden die Schlacht bei Fehrbellin 1675. Seine voraus 1675 gesandten Reiter unter dem Prinzen von Homburg eröffneten den Angriff zu früh, und der Große Kurfürst selbst, durch sein weißes Pferd weithin kenntlich, geriet in dichten Kugelregen. Da sprengte, wie man sich erzählt, fein Stallmeister Froben heran und meinte, das Pferd des Kurfürsten scheue vor dem Kanonendonner, er möge das seine dafür nehmen. Kaum war der Tausch geschehen, da traf eine Kugel den Getreuen, der das weiße Pferd bestiegen hatte. So merkte der Kurfürst, daß sein treuer Diener sich für ihn geopfert hatte. — Doch der Kamps tobte weiter, bis endlich die Schweden wichen. Das war der glorreichste Tag im Leben des Großen Kurfürsten, und er hat zum ersten Male die brandenburgischen Truppen in Europa berühmt gemacht. Aber freilich, viel mehr als den Ruhm hat der Sieger nicht davon gehabt. Er hätte gern den Schweden für ihren heimtückischen Überfall Vorpommern weggenommen, das sie nach dem Dreißigjährigen Kriege erhalten hatten, obgleich er Erbrecht darauf hatte; aber Ludwig Xiv. mischte sich
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