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1. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 196

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
196 Friedrich der Große. starrend, auf einem Brunnenrohr und zeichnete mit seinem Stocke Figuren in den Sand, und niemand wagte, ihn anzureden. Endlich brachte ihm ein alter, verwundeter Kavallerist einen Trunk Wasser und sagte: „Trink Ew. Majestät doch und laß Bataille Bataille sein! Es ist nur gut, daß Sie noch leben; unser Herrgott lebt gewiß, der kann uns schon wieder Sieg geben!" b) Roßbach. Friedrich war geschlagen! Böhmen und Schlesien lagen der Übermacht der Österreicher offen. In Preußen war ein großes Russen -Heer einmarschiert, das schrecklich plünderte. Eine schwedische Armee stand in Pommern. Von Westen drang ein großes französisches Heer vor und vereinigte sich mit der deutschen Reichsarmee. So rückten die Feinde von allen Seiten vor, und Friedrich war geschlagen! Dazu fielen seine besten Feldherren, und zehn Tage nach der Schlacht bei Kolin starb ihm auch seine Mutter! — Aber nie war Friedrich größer, als in den nächsten Monaten. — Einen Teil seines Heeres ließ er in Böhmen und Schlesien zurück. Er selbst zog nach Westen. Bei Gotha stieß sein Vortrab auf den Feind, und der Reitergeneral Seydlitz sprengte so plötzlich mit seinen Scharen in die Stadt hinein, daß er fast den französischen General Soubise mit seinem ganzen Stabe gefangen hätte. Von der reichbesetzten Tafel, an der man diese eben bewirtete, mußten die Herren eilig fliehen, und Friedrich ließ sich mit seinen Offizieren die Mahlzeit gut schmecken. Dazu erbeutete man das ganze Gepäck der Franzosen und trieb seinen Spaß mit den Pudermänteln, Haarbeuteln, Schlafröcken, Sonnenschirmen und Papageien, und den Schwarm von Kammerdienern, Lakaien, Köchen, Friseuren und Schauspielern jagte man davon. So hatte man.diese Feinde kennen gelernt, und der preußische Mut war wieder da. Doch die Einnahme Gothas war nur ein kühner Reiterstreifzug. Seine Hauptmacht sammelte Friedrich bei Roßbach westlich von Leipzig. Ihm gegenüber standen Franzosen und Reichsarmee in dreifacher Übermacht in sehr günstiger Stellung. So hielt sich Friedrich zurück, um sie aus ihrer Stellung zu locken. Und wirklich rückten sie heran, — sie wußten nicht, wen sie vor sich hatten. — Friedrich aber wußte, wen er vor sich hatte: der Prinz Soubise, der die Franzosen befehligte, war der beste Plauderer, der zierlichste Tänzer am französischen Hofe, aber Respekt hatte man seit Gotha nicht vor ihm. Und die Reichsarmee? Befehligt wurde sie vom „Reichsfeldmarschall" Prinzen Joseph Maria Friedrich Wilhelm Hollandinus von Sachsen-Hildburghausen, und zusammengesetzt war sie aus lauter kleinen Abteilungen aus allen deutschen Kleinstaaten und Städten, und als diese „eilende" Armee vom Deutschen Reiche aufgeboten wurde, da nannte ein böser Druckfehler sie eine „elende" Armee. Solche Truppen rückten nun vorsichtig heran und wollten den Preußenkönig mit seinem kleinen Heere einschließen, und der saß in der Mitte und rührte sich nicht. Er ließ seine Truppen ruhig ihr Mittagessen kochen, als hätte er nichts gemerkt, und die
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