Anfrage in Hauptansicht öffnen
1. Lebensbilder aus Sage und Geschichte
1910 -
Leipzig [u.a.]
: Kesselring
Dokumente für Auswahl
Auswahl zurücksetzen
Aktuelle Auswahl:
id : 478_00000205Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage
1
Seiten
1. Lebensbilder aus Sage und Geschichte 
- S. 197
1910 -
Leipzig [u.a.]
: Kesselring
Roßbach. 197
Franzosen schickten schon Boten nach Paris, sie hätten den „Marquis von Brandenburg" gefangen genommen. Plötzlich, um Halb drei Uhr nachmittags, brach Friedrich auf. In weniger als einer halben Stunde fielen die Zelte, verschwand das ganze Lager, und das Heer stand kampfbereit. Es rückte alsbald vor, die Reiter an der Spitze: voran, allen sichtbar, Seydlitz, eine Tabakspfeife im Munde; so zog es dahin, als wollte es fliehen, nach einer Hügelreihe, die noch nicht von den Feinden besetzt war. Alsbald verließen diese von allen Seiten ihre Stellungen, um die „fliehenden" Preußen zu verfolgen. Durch einen drolligen Zufall waren eine ganze Menge Hasen zwischen beide Heere geraten, die wurden von den ersten Franzosenkugeln getroffen.
Alsbald jubelte alles:
„Hurra! es geht gut I Die Franzosen schießen einander selbst tot!" Indes ritt Seydlitz gemächlich weiter; plötzlich warf er seine Pfeife hoch in die Luft, das war das Signal, alsbald wandten sich die Preußen zum Angriff. Sie trieben die heransprengenden Reiter in die Flucht und standen nun im Rücken der feindlichen Fußsoldaten. Auf die hieb Friedrich von der einen Seite, Seydlitz von der andern, und zum Überfluß donnerten plötzlich noch preußische Kanonen hoch von dem Hügel darein. Der Schrecken war zu groß! Alles lief davon, und man warf Gewehre und Säbel und Hüte und Stiefel weg, um schneller laufen zu können. Die Franzosen hielten nicht eher an, als bis sie den Rhein wiedersahen, und die Reichsarmee hat keiner wiedergesehen, sie hieß seitdem nur noch die „Reißaus-Armee". Die Preußen aber sangen:
„Und wenn der große Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hosen,
So läuft die ganze Reichsarmee,
Panduren und Franzosen!"
Die österreichischen Husaren freilich, die an der Schlacht teilgenommen hatten, brachten eine erbeutete Fahne mit. Als man sie aber bei Licht besah, war es eine — Württembergische. Man hatte sie in der Verwirrung den eigenen Bundesgenossen abgejagt!
Seydlitz. (Von Ad. Menzel).