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1. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 224

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
224 Kaiser Friedrich der Dritte. „Kaiser-Friedrichmuseum" genannt. Sein Haus stand jedem bedeutenden Künstler und Gelehrten offen, und ein Kreis kluger Männer sammelte sich um ihn und seine geistvolle Gemahlin Viktoria, die Tochter der Königin von England. Sein früherer Lehrer, Professor Curtius, machte ihn auf die Kunstschätze aufmerksam, die in den griechischen Ländern noch im Boden ruhten, und er hat es veranlaßt, daß auf Kosten des Deutschen Reiches in Olympia und in Kleinasien Ausgrabungen gemacht wurden, durch die man diese alten Schauplätze der griechischen Geschichte mit vielen Kunstwerken wieder ans Licht brachte. Auf diesem Gebiete war ihm wohl die schönste Freude, daß er im Jahre 1880 in Köln sein durste zur Vollendung des herrlichen Doms, an dem über 600 Jahre gebaut war und der sich nun mit zwei gewaltigen Türmen im grünen Rheine spiegelt, vollendet wie der Bau des Deutschen Reiches. C. Der Slllbcr. „Auch Dornen find in Königskronen." Aber Gottes Wege sind uuerforschlich. Das Leben des strahlenden Helden, des taktvollen, reichgebildeten Kronprinzen sollte anders enden, als Deutschland erwartete. Eine leichte Heiserkeit, bei der sich niemand Schlimmes dachte, befiel den Kronprinzen, und sie wurde ärger und ärger. Der Feldherr mit der prächtigen Kommandostimme konnte nur noch leise und tonlos sprechen. Da wurde man besorgt, und die deutschen Ärzte erklärten eine schwere Operation am Kehlkopf für notwendig. Ein englischer Arzt aber, der für sehr geschickt galt, meinte den Kronprinzen ohne gefährlichen Eingriff heilen zu können. Mit feiner treuen Gattin und Pflegerin ging der Kronprinz nach England und später nach San Remo bei Genua in Italien; aber die Krankheit wurde schlimmer und schlimmer. Kein Wort konnte der Arme mehr sprechen, schriftlich verkehrte er mit den Seinen; nur die treue Gattin verstand ihn durch Blicke. Alle erkannten jetzt den furchtbaren Ernst der Lage, und mit schwerer Sorge schaute Deutschland im Frühling 1888 nach San Remo. Da kam der Schlag von einer anderen Seite. Am 9. März starb Kaiser Wilhelm I. „Wenn ich nur noch einmal meinen Fritz umarmen könnte!" hatte er sehnsüchtig gemeint; aber es war doch besser, daß der alte Herr hinweggenommen wurde, daß er nicht am Sarge seines einzigen Sohnes zu stehen brauchte. Herb aber war das Schicksal des Sohnes. Er hörte den Tod des Vaters, er eilte trotz des rauhen Winterwetters herbei nach Berlin; er trat die Regierung an und nannte sich „Kaiser Friedrich Iii.", indem er sich so an seinen Vorfahren Friedrich Ii., den großen Preußenkönig, anreihte. Er wollte viel Gutes tun für Glück und Freiheit seines Volkes, aber es sollte nicht sein. Der Winter wollte nicht weichen, und die Angst wich nicht von den Gemütern. Seine Regierung von hundert Tagen war nichts als ein langsamer Todeskampf. Nur vom Fenster aus durfte er den Leichenzug feines Vaters
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