Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter - S. 55

1887 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 55 — Helden Siegfried im Laufen gleichthue. Gunther und ich wollen es mit ihm versuchen.“ „Wohlan,“ sprach Siegfried, „legt ihr die Rüstung ab, ich aber will Jagdgewand und Speer und Schild behalten. Lafst sehen, wer zuerst das Ziel erreicht.“ Der Wettlauf begann, und Siegfried war zuerst am Ziel. Aber wie sehr ihn dürstete, er trank nicht eher, als bis Gunther seinen Durst gelöscht hatte. Dann lehnte er den Speer an die Linde, beugte sich nieder und trank. Da ergriff der treulose Hagen den Speer und bohrte dem Knieenden die Waffe in den Rücken, gerade da, wo das Kreuz ihm die verwundbare Stelle bezeichnete. Zum Tode getroffen sprang Siegfried auf; er suchte nach seinen Waffen, fand aber nur den Schild. Den ergriff er und stürzte auf den Mörder los. Grimmig schlug der Todwunde auf ihn ein, dafs die Edelsteine aus dem Schildrand sprangen und Hagen auf den Boden niederstürzte. Der Wald hallte wieder von den Schlägen, und hätte Siegfried sein Schwert gehabt, es wäre Hagens Tod gewesen. Aber jetzt schwand des Helden Kraft, seine Farbe erblich, mächtig strömte das Blut aus der Wunde und färbte die lichten Waldblumen rot. Dann sank sein Haupt rückwärts in das Gras, und er war tot. 11. Man legte den Leichnam auf einen Schild und einige rieten, man solle verhehlen, dafs Hagen die That gethan. Hagen aber rief trotzig: „Ich selber bringe den Toten nach Worms zurück* Mag es doch jeder wissen, dafs ich der Mörder war. Meiner Königin Thränen sind gestillt; dafs andrer Thränen nunmehr fliefsen, achte ich geringe.“ Dennoch wartete man die Nacht ab; in der Finsternis kehrte der Zug nach Worms zurück, und Hagen liefs den Leichnam vor
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer