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1. Lebensbilder, insbesondere aus der deutschen Geschichte - S. 58

1916 - Düsseldorf : Schwann
58 sei wirklich adlig, sagte er, der die Armen beraube. Ein Betrger, der sich in den Rheingegenden fr den Hohenstanferkaiser Frie-brich Ii. ausgab und viele Menschen betrte, wurde in Frankfurt verbrannt. Bald war Rudolf von allen schlechten Leuten als strenger Richter gefrchtet. Die Sicherheit kehrte im Lande zurck, und der Kaufmann und der Pilgersmann zogen wieder ruhig durch Heiden und Wlder. 6 Rudolfs schlichte Sinnesart. Trotz seiner Macht war Rudolf nicht stolz. Jeder Bittende hatte freien Zutritt zu ihm, und gtig hrte er ihn an. Als einmal seine Diener einen schlichten Handwerker nicht vor ihn lassen wollten, sagte er unwillig: Fhret mir doch den Mann herein! Bin ich denn dazu König geworden, da man mich von den Menschen absperre?" Rudolfs Einfachheit war so groß, da er statt prchtiger Kleidung gewhnlich ein billiges graues Wams trug; im Felde sah man wohl, wie er es mit eigener Hand flickte. Wer ihn nicht kannte, hielt ihn fr einen gewhnlichen Kriegsmann. Eines Morgens, als er sein Zeltlager vor Mainz hatte, ging ei in seinem dnnen Wams allein in die Stadt. Es war sehr kalt. Er trat daher in das Haus eines Bckers, um sich etwas am Ofen zu wrmen. Da kam er aber schn an. Die Bckersfrau, die sehr bel gelaunt war, hielt ihn fr einen Reitersknecht und fing an zu schimpfen; er solle machen, da er fortkomme. Der Kaiser aber sei ein rechter Bettelkaiser, weil er mit seinen Kriegsleuten den Brgern so viele Last mache. Rudolf lachte herzlich und wollte vom Ofen nicht fort-gehen. Da wurde die Frau noch zorniger, ergriff einen Eimer Wasser und go ihn nach dem Fremden. Dieser mute jetzt wohl gehen; ganz na kam er wieder im Lager an. Mittags aber schickte er der groben Frau durch einen Diener mehrere leckere Speisen; das sende ihr, lie er dabei sagen, der Soldat, den sie am Morgen so freundlich mit Wasser begossen habe. Wie erschrak die Frau, als sie hrte, wer das gewesen war! Sie lief ins Lager und warf sich, um Verzeihung bittend, dem frstlichen Herrn zu Fen. Der aber gab ihr schalkhaft eine ergtzliche Strafe auf; den Anwesenden mute sie nochmal vor-machen, wie sie ihn ausgeschimpft habe, und alle schttelten sich vor Lachen. 7. Rudolfs Tod. Vierundsiebzig Jahre war der gute Fürst alt geworden, als seine Gesundheit rasch verfiel. Er fragte die rzte, wie lange er noch zu leben habe. Eilet, Herr," sagten sie, und bereitet euch, denn der Tod lt nicht auf sich warten!" Rudolf vernahm das schwere Wort und blieb heiteren Gemtes. Gelassen sprach er zu seinen Getreuen: Auf nach Speier? Ich will die anderen Kaiser besuchen, auf da ich bei ihnen begraben werde!" Doch der Greis erreichte die Kaiserstadt nicht mehr; unterwegs starb er eines fried-
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