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1. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 152

1911 - Breslau : Hirt
152 Aus der Geschichte des Mittelalters. § 85. Die Hussitenkriege. Furchtbarer noch als dieser Angriff im Nordosten waren die Kriege der Böhmen. Sie waren über die Verbrennung ihres Lehrers Johann Hns tief erbittert, daher gewannen seine Anhänger immer mehr Boden unter ihnen. Als Wenzel 1419 infolge eines Aufruhrs tu Prag, bei dem sieben Ratsherren aus den Fenstern des Rathauses gestürzt wurden, plötzlich gestorben war und der einzig noch lebende Luxemburger, sein Bruder Siegmund, die Regierung übernehmen sollte, brach der Krieg aus. Dabei stellte sich heraus, daß sich das alte Ritterheer vollständig überlebt hatte. Johann Ziska verstand es, aus den böhmischen Bauern ein nationales, festgeschlossenes, zweckmäßig bewaffnetes Fußvolk zu schaffen, das unter Trommelschlag die Ritterheere zurückwarf. In den ersten Jahren rückten die deutschen Heere in das Innere Böhmens ein, später beschränkten sie sich an den Grenzen des Landes auf die Verteidigung. Vor dem ersten Zuge hielt Siegmund in Breslau einen Reichstag ab — es war der erste auf Schlesiens Boden — und zog mit 100000 Mann gegen Prag. Hier ließ er sich auf dem Hradschin zum Könige krönen, wurde aber am Ziskaberge und später bei Deutsch-Brod geschlagen, obgleich die Gegner sich in Gemäßigte (Utraquisten oder Kalixtiner) und Radikale (Taboriten, nach einem böhmischen Berge benannt) spalteten. Nach Ziskas Tode wurde Prokop der Große Führer, eine Minderheit unterstellte sich später Prokop dem Kleinen. Beide gingen seit 1425 zum Angriff auf die benachbarten Länder über. Österreich, Bayern, Franken, Thüringen, Meißen, Schlesien wurden furchtbar verwüstet, dabei besonders Geistliche und Mönche grausam behandelt. Drei Reichsheere, geführt von Friedrich von Brandenburg, wurden bei Aussig, Mies und Taus vernichtet oder aufgelöst. Schlesien, das treu bei Siegmund aushielt, hatte furchtbar zu leiden, besonders das linke Oderufer. Wenige Städte blieben von den Horden verschont (wie Breslau), viele sanken in Asche, und vollends auf dem platten Lande herrschte unsägliches Elend. Dem deutschen Schlesier war tschechisches Wesen gründlich verleidet. Endlich knüpfte das in Basel tagende Konzil mit den Hnssiten Verhandlungen an und gestand ihnen in den Prager Kompaktaten gewisse Vorrechte (den Kelch beim Abendmahle, Gottesdienst in der Landessprache) zu. Die gemäßigte Partei der Kalixtiner, die im wesentlichen nur Religionsforderungen aufstellte, erklärte sich mit diesem Ergebnis einverstanden, die schärfere Richtung der Taboriten leistete bewaffneten Widerstand. Nachdem aber diese bei Böhmisch-Brod von den Kalixtinern geschlagen worden waren, wurde Siegmund als König von Böhmen anerkannt. Das Königtum war jedoch zu völliger Machtlosigkeit hinabgedrückt, dem Klerus der Besitz entzogen, der Herrenstand allein hatte alle Macht in Händen. Das deutsche Wesen in den böhmischen Städten war fast vernichtet, aber zur Gründung eines tschechischen Nationalstaates kam es damals noch nicht.
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