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1. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 159

1911 - Breslau : Hirt
Die Zeit des Humanismus. 159 Die neue Kunst des Buchdruckes gibt dem geschriebenen Wort ungeahnte Verbreitung und ermöglicht, daß alle gleichgesinnten Kreise in ganz Europa in Verbindung treten; sie fühlen sich als eine zusammengehörige Gemeinde, die über alle Außenstehenden erhaben ist. Die neue Bildung ergreift die Romanen (außer den Spaniern) wie die Germanen. Es entsteht der neue soziale Gegensatz der Gebildeten und der Ungebildeten. Gefördert wurde diese Bewegung namentlich in Florenz; hier vereinigten die Mediceer einen Kreis von Humanisten um sich, erwarben, gestützt auf ihre weitverzweigten Handelsbeziehungen, griechische und lateinische Handschriften und gründeten dre erste öffentliche Bibliothek. Jedoch schon im 15. Jahrhundert kam es zu einer Gegenwirkung gegen die neue Richtung. Der Dominikaner Savonarola predigte gegen die Zügellosigkeit im sittlichen Leben, die Üppigkeit, die einseitige Pflege des ästhetischen Genusses; er riß das Volk mit sich fort, so daß es Buße tat, alles, was der weltlichen Eitelkeit dient, zusammentrug und auf dem Platze vor der Signorie verbrannte. Aber die Bußpredigten konnten das Volk auf die Dauer nicht fesseln; es verließ Savonarola, als er von der Kirche gebannt wurde, und ein Jahr später erlitt er den Feuertod. Von Italien kam die humanistische Bewegung nach Deutschland; sie wurde hier nur im Westen, besonders im Südwesten wirklich heimisch, und zwar zuerst bei den Fratres vitae communis. In Dev enter fand Alexander Hegius, in Münster Rudolf von Langen begeisterte Anhänger. Die bedeutendsten Vertreter des deutschen Humanismus aber waren Desiderats Erasmus von Rotterdam und Reuchlin. Erasmus galt als der berühmteste Gelehrte und beste Kenner der lateinischen und griechischen Sprache (griechische Ausgabe des Neuen Testaments, „Lob der Narrheit") in Europa. Reuchlin aus Pforzheim wandte sich den hebräischen Studien zu und wurde deshalb von den Dominikanern in Cöln heftig angefeindet. In ihren Streit griffen die jüngeren Humanisten (Hutten n. ct.) mit der Satire der epistolae obscurorum virorum ein. Reuchlius Neffe war Melauchthou aus Breiten, ein Gelehrter von glänzender wissenschaftlicher Begabung, dem an Luthers Seite eine große Tätigkeit beschießen war. Der deutsche Humanismus ist weniger künstlerischer als gelehrter Natur, hat die griechischen Studien begründet und die Schulen und Universitäten umgestaltet. Auch ist er nicht volkstümlich; wenn Erasmus aus dem Neuen Testament und den antiken Schriftstellern „die Philosophie Christi" herauszugestalten unternahm, so konnte etwas, was dem Verständnis des gemeinen Mannes angemessen war, aus seinen Bemühungen nicht hervorgehen. Einen volkstümlichen Zug trugen erst die späteren Werke Ulrichs von Hutten, des leidenschaftlichen Publizisten, als er gegen Papst und Geistlichkeit zu Felde zog. An Peutinger in Augsburg und Pirckheimer in Nürnberg sanden die gelehrten Studien wohlhabende Gönner.
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