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1. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 103

1885 - Berlin : Gaertner
103 in seinem befreiten Jerusalem" ist knstlicher und weichlicher. Das Drama fasste nie festen Boden in Italien; im 18. Jahrhundert machte sich Alfier: durch seine Tragdien berhmt, ohne aber diesen Ruhm zu verdienen; dagegen zeigten die Italiener Talent fr improvisierte Volkskomdien mit stehenden Masken. Unter den kunstvollem Lustspieldichtern Italiens sind im 18. Jahrhundert Goldoni und Gozzi zu nennen. - Die spanische und portugiesische Literatur er-reichte int 16. und 17. Jahrhundert ihre hchste Blte. Der Don Qmxote von Cervantes (1600) ging aus der Reformation unmittelbar hervor, mdem er uns den Gegensatz darstellt, in den ein in mittelalterlichen Vorstellungen befangener Schwrmer zu der wirklichen Welt gert; die Tragdien und Lustspiele des Cal-deron (1650), dem der an litterarischen Leistungen fruchtbare Lope de Bega (1600) den Weg gebahnt hatte, sind der treueste Spiegel der spanischen Nation, sowohl was den ritterlichen Geist des Volkes und seinen religisen Fanatismus, als das durch mannigfaltige Jntrignen bewegte alltgliche Leben betrifft. Der Portugiese Camoens (1550) schilderte in seinem vortrefflichen Epos dielu-siade" die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien. Gleich Spanien erreichte auch England, wo das geistige Leben lange Zeit in tiefem Schlummer gelegen hatte, seine hchste litterarische Vollendung im 17. Jahrh. In derselben Zeit, ttt der der grte dramatische Dichter aller Völker, William Shakespeare (1564 bis 1616), lebte, war die englische Bhne reich an bedeutenden Werken dieser Gattung. Shakespeare, ein Dichter von der hchsten Besonnenheit und dem tiefsten sittlichen Ernst und darum ein chter Vertreter des Protestantismus, ist ebenso groß in der vollendeten Darstellung des wirklichen Lebens wie des wirklichen Menschen; sein Blick reicht bis in die tiefsten Falten des Herzens und umsasst die verschiedenartigsten Charaktere und Stimmungen; die hchste Tragik und der heiterste Scherz sind ihm in gleichem Grade zugnglich. Damit verbindet er das Talent, durch die Kunst dramatischer Anordnung die Aufmerksamkeit immer gespannt zu halten; und indem er in der krzesten und gedrngtesten Weise alles Ntige auszudrcken versteht, gelingt es ihm, eine Flle von Inhalt in einen Theaterabend hineinzubringen. Unter seinen Zeitgenossen sind Fletcher und Ben-Jonson als Lustspiel-dichter zu nennen. In den Zeiten der englischen Revolution bichtete der Puritaner Milton (1650) das verlorene Parabies" mit poetischem Talent und religiser Begeisterung. Unter den englischen Dichtern des 18. Jahrh. ragt vorzugsweise Thomson hervor; in biesen Zeiten entwickelte sich die Prosa (Abbison), namentlich der satirische (Swift) und sentimentale Roman (Richarbson, Fielbing, Sterne, Golbsmith, mottet). In Deutschland verwilderte die Litteratnr zu den Zeiten der Reformation hinsichts der Form; fr biesen Mangel entschdigt uns aber mehreres. Denn teils war der Sinn fr geistige Bildung nirgends weiter verbreitet (Meistergesang); teils ist die Litteratnr dieser Zeit hervorragend durch den Ernst ihrer Gedanken und durch die unmittelbare Wahrheit der Empfindung (Volks- und Kirchenlied); die Prosa und mit ihr die Satire und Polemik bildet sich aus; die Anfnge des Drama's zeigen sich. Am Anfang des 17. Jahrh. tritt namentlich von Schlesien aus eine Reaktion gegen diesen Geist der Litteratnr ein; die Regelmigkeit der Form wird gewonnen, aber die Tiefe der Gedanken geht unter; am Ende des 17. und am Anfang des 18. Jahrhunderts ist die deutsche Litteratnr theils wssrig, theils schwlstig, mit Fremdwrtern berladen und ebenso geschmacklos, als jeder inneren selbstndigen Kraft entbehrend.
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