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1. Lebensbilder und Sagen aus Mecklenburg - S. 22

1911 - Leipzig : Hirt
22 11. Die Schreckensjahre 1687 und 1638. ungesundesten und ekelhaftesten Nahrungsmitteln seine Zuflucht nehmen und Hunde, Katzen, Mause, Ratten, ja selbst das Fleisch der Leichname essen. Und dazu kam noch die Pest, die von den fremden Truppen aufs neue eingeschleppt ward und noch weit rgere Verheerung anrichtete als frher. In Neubrandenburg sollen damals 8000, in Gstrow sogar 20000 Menschen an der Pest gestorben sein. Im ganzen erlag der die Hlfte der noch vorhandenen Bevlkerung der Krankheit. Im Oktober 1638 wurden die Kaiserlichen durch die Schweden wieder aus Mecklenburg hinausgetrieben, die Schweden aber hausten ebenso unmenschlich wie jene. So erbrachen sie in Doberan die Kirche, ffneten die alten frstlichen Begrbnisse, rissen die Leichen heraus und warfen sie den Hunden zum Fre vor, zerschlugen die hlzernen Srge und schmolzen die zinnernen ein, strzten auch Kirchen-Pfeiler und den Altar um, zerstrten die Orgel, raubten den Kirchenornat und eine Glocke und rissen vom Dach und Turm das Kupfer und Blei los, zusammen der 250 Pfund im Werte von 16000 Talern. Da es an Zugtieren mangelte, um die Beute fortzuschaffen, so stberte man die Geflchteten aus den Morsten und Gehlzen auf und spannte sie vor den Wagen. Endlich im Anfang des Jahres 1639 zogen die Schweden nach Sden ab, und das zertretene Land konnte ein wenig aufatmen. Noch einmal hatte es in den Jahren 1643 und 1644 die Schrecken des Krieges durchzukosten, als eine schwedische Armee durch Mecklenburg nach Hol-stein zog, von den Kaiserlichen verfolgt. Es wird wenig mehr zu rauben gegeben haben. Und als im Jahre 1648 der Friede dem Dreiigjhrigen Ringen ein Ende machte, glich das Land einer Wste. Manche Städte waren fast menschenleer, in anderen lagen ganze Straen in Trmmern. Weit schwereren Schaden aber hatte der Bauernstand erlitten. Von den Drfern waren viele gnzlich zerstrt, im Amte Stavenhagen z. B. allein ihrer 30; hier waren von 5000 Einwohnern nur 329 brig geblieben. Im ganzen Amte Nenkalen gab es nur einen Bauern und drei Husler. Der Zustand des Landes war hnlich wie im 12. Jahrhundert, als die Deutschen es von den Wenden erobert hatten. Was in vier Jahrhunderten der Flei der Bewohner geschaffen hatte, war vernichtet, und gerade wie im 12. und 13. Jahrhundert mute man Kolonisten von auswrts ins Land rufen, um es wieder zu besiedeln, viele Drfer aber wurden berhaupt nicht wieder aufgebaut, sondern ihre Feldfluren mit Wald bepflanzt oder zu den groen Gtern gelegt, die seitdem die kleinen Bauernwirtschaften grten-teils aufsogen und verdrngten. Wagner, Bilder ans der Mecklenburgischen Geschichte und Sagenwelt.
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