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1. Lebensbilder und Sagen aus Mecklenburg - S. 26

1911 - Leipzig : Hirt
26 Ib. In russischer Gefangenschaft. hatte als das elendeste Leben. Ich sprang daher, so unbemerkt und rasch als mglich, ins Gebsch. Allein zwei andere Gefangene folgten mir in gleicher Absicht nach; sie wurden bemerkt und wir Unglcklichen nach vielem Suchen zum zweitenmal Gefangene. Einer meiner Teilnehmer mute das Unternehmen mit seinem Leben den, und ich erwartete ein gleiches. Doch der Unteroffizier schien sich jetzt der frheren Auszeichnungen zu erinnern, die ich von dem Offizier genossen hatte, und so ward mir, nach einem langen Streit zwischen ihm und seinen Kameraden, zum zweitenmal von diesen Kannibalen das Leben geschenkt. Nicht abgeschreckt durch diesen milungenen Versuch meiner Flucht, wagte ich beim Dunkelwerden einen zweiten, und dieser gelang." Maltzahn hatte das Glck, gerade in das Dorf zu kommen, das sein ehemaliges Stand-quartier gewesen war. Er hatte die Bewohner freundlich und gut be-handelt und erntete nun den Lohn dafr. Der Schulze nahm ihn in sein Hans auf und besorgte einen Schlitten, der ihn nach Wilna bringen sollte zu der Baronesse v. W., auf deren Gut er frher in Quartier gelegen hatte und von der er weiteren Schutz erhoffte. Der Bauer aber, der den Schlitten fuhr, hielt in einem einsamen Walde an, gebot ihm unter Drohungen, vom Schlitten zu steigen, und verlie ihn dann. Maltzahn fhrt fort: Um nun nicht zu erfrieren, ging ich aufs Geratewohl in der Dunkelheit fort. Nachdem ich lange umhergeirrt war, entdeckte ich nahe vor mir ein Dorf; mutig ging ich hinein und suchte in dem ersten besten Hause Schutz. Nach wiederholtem Anklopfen ward endlich aufgemacht; aber man denke sich meinen Schreck, als ich in der Stube mehrere russische Soldaten fand. Kaum waren sie meiner ansichtig geworden, als sie mich mit dem gewhnlichen Grue: Paschol, Franzusky! empfingen." Er wird mit Brot und einem Glase Branntwein erquickt und dann hinausgewiesen. Auf der groen Landstrae nach Wilna begegneten mir von Zeit zu Zeit einzelne Kosaken, bereit Anblick ich mich sogleich entzog, wenn es mglich war. Zweimal war es jeboch unmglich, auszuweichen. Da staub ich denn augenblicklich still, ffnete meinen zerrissenen Mantel, den ich in Ermangelung der Knpfe mit einem Strick befestigt hatte, um ihnen meinen elenden Zustand begreiflich zu machen, und entging dadurch beidemal der schlechten Behandlung, die ich befrchtete. Ja, ich bewunderte die Gromut, mit welcher sie mir ein Stck Brot nicht abforderten, welches ich vorn in meinem Kapot trug und immer in die Hand nehmen mute, wenn ich denselben ffnete. Der Verlust dieses fr mich so groen Schatzes wrde mich sehr empfindlich geschmerzt haben. Mit der ironischen Bemerkung: Himer, Franzusky! (Kalt, Franzose?), womit sie mich zu rgern glaubten, lieen sie mich gehen, und ich empfahl mich hflichst.
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